Westgeld dominiert

Allgemeiner Währungswirrwarr im Osten  ■ Mit den Ost-Währungen auf DU und DU

Frankfurt (dpa) - „Die Währungssituation ist etwas verworren“, schildert ein Devisenhändler in Frankfurt die Lage. Die wirtschaftlichen Umbrüche in Osteuropa gehen seit dem Herbst mit neuen offiziellen Kursen oder völlig neuen Kursvarianten einher. Davon kann auch die Deutsche Bundesbank ein Lied singen, in deren Währungsabteilung die Devisen aller Welt genauestens aufgelistet werden.

Bereits im Oktober führte die Sowjetunion einen Rubel -Sonderkurs für Ausländer ein, der den offiziellen Kurs um das Zehnfache übertrifft. Ähnliches hat die Tschechoslowakei unternommen, die seit Anfang Januar neben dem üblichen Kurs einen Sonderkurs für Touristen einführte, der immerhin das Doppelte bietet. Jugoslawien führte eine Währungsreform durch und strich bei der bisherigen Kursrelation glatt drei Nullen. Am verwirrendsten ist jedoch der deutsch-deutsche Kurs, der je nach Reiserichtung mit Verhältnissen 1:1, 1:3 und 1:5 ins Jahr 1990 startete.

Generell gelten die Währungen des Ostblocks im Westen als reine Binnenwährungen. Ihr innerer Wert - also die dafür käuflichen Waren und Dienstleistungen - ist meist höher als ihr Handelswert. Schwarzmarktkurse waren deshalb von jeher die Regel. Um das krasse Mißverhältnis zwischen den offiziellen und tatsächlichen Kursen allmählich aufzulösen, arbeiten die östlichen Regierungen mit den neuen Doppelkursen. Was für die Reisenden aus dem Westen günstig ist, kommt reiselustige Osteuropäer teuer zu stehen. Sie können sich den Ausflug in den Westen noch weniger leisten. Trotz der Versuche der Ostblock-Länder, die Auswüchse auf dem Schwarzmarkt einzudämmen, haben harte westliche Währungen den heimischen Devisen den Rang abgelaufen. Dollar und D-Mark gelten nicht nur in Touristenhochburgen als die besseren Parallelwährungen. So müssen mit amerikanischen oder westdeutschen Devisen nicht nur viele Hotels oder Leistungen von vornherein bezahlt werden. Banken empfehlen den westlichen Reisenden gen Osten, kleine Dollar-Scheine oder D-Mark mitzunehmen.

Devisenhändler räumen der Spekulation in östlichen Währungen im übrigen keine großen Chancen ein. „Jeder, der Ostblock-Währungen kauft, geht ein erhebliches Risiko ein“, hieß es bei einer Großbank. Die Nachfrage nach diesen Währungen sei deutlich zurückgegangen, da eine große Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Osteuropa vorherrsche. Selbst die Spekulationen mit der Mark der DDR werden als weit übertrieben bezeichnet. „Die Ostwährungen werden sich keiner großen Resonanz erfreuen.“ In den Devisenabteilungen ist das nichts Neues. Gemessen an den Summen, die für den Dollar, die D-Mark oder den Yen täglich rund um den Globus laufen, ist das Volumen der Ostwährungen eine „unbedeutende Restgröße“.

Von der Deutschen Bundesbank werden folgende Relationen zwischen offiziellen und nicht-offiziellen Kursen bekanntgegeben:

100 DM kosten 47,03 bulgarische Lew. Beim Aufschlagkurs sind 141,09 Lew zu bezahlen. 100 DM kosten im Ankauf 697,900 jugoslawische Dinar; der Verkaufskurs beläuft sich auf 702,100 Dinar. Für 1 DM sind im Ankauf 5.528 polnische Zloty zu bezahlen. Der Verkaufskurs beläuft sich auf 5.584,00 Zloty. Für nicht-kommerzielle Transaktionen kosten 100DM 462,96 rumänische Leu; bei kommerziellen Transaktionen kostet die gleiche DM-Summe 781,89 Leu. Offiziell kosten 100DM 35,89 sowjetische Rubel, im Sonderkurs allerdings 358,90 Rubel. Für kommerzielle Transaktionen sind für 1 DM 9,69 tschechische Kronen zu bezahlen, bei Zugrundelegung des Sonderkurses 19,69 Kronen.