Wer hackt denn da am Bäumchen?

■ Bürgerinitiastive zur Erhaltung des Hollerland entdeckt illegale Holzfälleraktion

Günther Schulze von der BI Hollerland traute seinen Augen nicht, als er am letzten Freitag auf seiner alten Parzelle im Leher Feld nach dem rechten sehen wollte: Drei Männer, bewaffnet mit Motorsäge und Hackebeilen, säbelten und sägten kreuz und quer durch den dortigen Pappelwald. Auf die Frage des BIlers, was in aller Welt sie denn dort trieben, antwortete einer der fleißigen Holzhackerbuam: „Mein Chef hat gesagt, daß er drei Jahre lang um dieses Gebiet gekämpft hat. Jetzt hat er eine Genehmigung und fängt schon mal an.“

Kurz darauf versagte offenbar das Sägeblatt der Motormachete, Arbeit und Bäume blieben erst einmal an Ort und Stelle liegen. Da machte es auch nichts, daß eine Pappel mit einem Stammumfang von eineinhalb Metern angesägt und einsturzbereit im Gelände stehen blieb. Samstag und Sonntag setzten die Arbeiter ihr Werk offensichtlich fort, bis Gerold Janssen, wie Schulze Mitglied der BI, die Polizei in Horn-Lehe benachrichtigte. Dem Umweltschützer waren die Aktivitä

ten der Baumsäger suspekt, er wollte der Sache auf den Grund gehen.

Janssens Befürchtungen erwiesen sich als berechtigt. Die Firma EWFE-Komfort Heizsysteme, in deren Auftrag die Arbeiten ausgeführt wurde, hat zwar eine baurechtliche Genehmigung für ein neues Firmengebäude im Leher Feld, für das Umnieten der Bäume jedoch bedarf es des zusätzlichen Segens der Umweltbehörde. Die ist mittlerweile eingeschritten: Gestern stoppte die Polizei die Arbeiten. Die Behörde wird Anzeige erstatten, die Baum-ab-Aktion wird die Hacker als Ordnungswidrigkeit ein paar tausend Märker kosten.

Dabei war die übereilte Hackaktion nach Einschätzung der Umweltbehörde völlig sinnlos. Hätte ein entsprechender Antrag vorgelegen, wäre er auch genehmigt worden. Hans Werner Blank vom Umweltsenator: „Die Baumschutzverordnung ist da sehr unmißverständlich. Wer seinen Bauantrag genehmigt bekommen hat, für den ist der Antrag bei uns nur noch Formsache.“

Ganz anders stellt der Geschäftsführer der EWFE, Günter Schlagowski, den Sachverhalt dar. Danach habe er am 8.1.1990 einen entsprechenden Antrag zur Rodung bei der Umweltbehörde eingereicht, der aber „wohl irgendwo liegengeblieben“ sei. Im

übrigen sei er natürlich für Umweltschutz und habe nur die Bäume abgehackt, die dem neuen Firmengebäude im Wege gestanden hätten. Er als mittelständischer Unternehmer habe es eh schon schwer genug gehabt, im Kampf gegen die „Schornsteinfegermafia in der Bundesrepublik“. „Das alles ist ein Mißverständnis. Es handelt sich doch nur um vier Bäume. Der Rest ist doch wohl mehr Gestrüpp als Baum.“

Heute sollen die 4.000 Quadratmeter Gelände nochmals vermessen werden. Das Ergebnis dürfte die Höhe der zu erwartenden Geldstrafe entscheidend beeinflussen. „Schön zu wissen“, sagte die Pappel. ma