Schering weiß nichts

■ Wasserwerk Johannisthal Thema im Regionalausschuß / Grenzüberschreitende Untersuchung ist geplant

Gemeinsam wollen jetzt die Wasserbehörden in Ost- und West -Berlin den Giften nachspüren, die das Wasserwerk Johannisthal in Treptow bedrohen. Die neu eingerichtete „Expertengruppe Gewässerschutz“ des Groß-Berliner Regionalausschusses werde sich Ende des Monats um „die Situation des Bodens und des Grundwassers“ in Johannisthal kümmern, hieß es gestern in der Senatsumweltverwaltung in der Lindenstraße. Dort hatten sich Vertreter der Umweltbehörden aus West- und Ost-Berlin zum ersten Treffen der „Arbeitsgruppe Umweltschutz“ des Regionalausschusses versammelt.

In unmittelbarer Nähe der Johannisthaler Trinkwasserbrunnen haben, wie gestern berichtet, Schadstoffe das Grundwasser flächendeckend verseucht und bedrohen damit auch das Trinkwasser. Experten des Ostberliner Instituts für Wasserwirtschaft entdeckten unter anderem deutlich überhöhte Konzentrationen giftiger Polychlorierter Biphenyle (PCB).

Zu einer ersten „Auswertung“ der Studie wollen sich Ostberliner Behördenvertreter am Donnerstag treffen. Im Gegensatz zu den Institutswissenschaftlern glaubt die Wasserwirtschaftsdirektion, daß es genügt, einzelne Brunnen des Wasserwerkes zu sperren. Außerdem ist daran gedacht, alle Wasserwerke in Ost-Berlin mit Aktivkohlefiltern auszurüsten. Derartige Filter seien aber nur als „Notmaßnahme“ sinnvoll, meinen Westberliner Senatsexperten. Sie lohnten nur, wenn gleichzeitig das Grundwasser saniert und die Giftquellen gestopft werden.

Bisher ist den Ostberliner Wasserwirtschaftlern aber nur eine größere Qulle der Schadstoffe bekannt: Eine gefährliche Altlast unter dem Werk des VEB Berlin Chemie in Adlershof, die zum Teil noch aus der Zeit stammt, in der das Werk von Schering betrieben wurde. Organische Stoffe bis hin zu PCB könnten von dort nicht nur über das Grundwasser, sondern über den nahegelegenen Teltowkanal in die Nähe der Trinkwasserbrunnen geschwemmt werden - so vermuten es die Institutsforscher.

Die Ostberliner Stellen würden sich nun über Hilfe des Schering-Konzerns bei der Sanierung der Adlershofer Altlast freuen. Eine Kooperation mit Schering sei hier durchaus „vorstellbar“, meinte Eberhardt Blume, der zuständige Direktor für Öffentlichkeitsarbeit des VEB, auf taz -Nachfrage. Auch der Direktor der Wasserwirtschaftdirektion Eckart Clausnitzer würde sich das „gerne wünschen“. Erst am Donnerstag hatten Schering und Berlin-Chemie - wie gemeldet

-Gespräche über eine mögliche Kooperation begonnen. Auf die Altlast angesprochen, redete sich der Konzern gestern jedoch erst mal raus. Über die Altlast sei ihm nichts bekannt, meinte Sprecher Gert Wlasich. Außerdem existiere das Adlershofer Werk nun schon seit 1818. Und Schering sei nur 20 Jahre lang - von 1927 bis Ende 1947 - der Eigentümer gewesen.

hmt