Schichauweg wird verdoppelt

■ Neuer Senatsplan: Am Schichauweg nur Transit für LKWs / Zusätzlich ein Grenzübergang an der Mariendorfer Allee / Kontrollstelle auf DDR-Gebiet

Der neue Grenz- und Transitübergang im Süden Berlins wird nun end-gültig gebaut - und zwar gleich doppelt. Der Senat folgte gestern den Vorschlägen der DDR und beschloß, sowohl am Schichauweg als auch an der Marienfelder Chaussee die Grenze zu öffnen. Allerdings soll es nur eine einzige Kontrollstelle geben, die auf DDR-Gebiet gebaut werden soll. Bausenator Nagel erläuterte gestern die Planungen. Danach soll er Reise- und Besucherverkehr zukünftig über die Marienfelder Allee die Grenze überschreiten. Die DDR will einen Zubringer vom Berliner Ring bauen, der die Ortschaften Großbeeren und Genshagen nicht durchquert, sondern westlich umgeht. Noch unentschieden ist, ob auch der Transit-PKW -Verkehr über diese Strecke geführt wird.

LKWs im Transitverkehr werden aber in jedem Fall über den Schichauweg an die Grenze geführt. Unmittelbar hinter der Grenze will die DDR einen Zubringer Richtung Westen zur Fernstraße 101 bauen. Hier, zwischen Marienfelder Allee und Schichauweg, soll auch die Kontrollstelle gebaut werden. Nach den neuen Planungen werden dafür nicht mehr, wie einst vorgesehen, 3,5Hektar Fläche veranschlagt, sondern nur noch 2,5. Das Gelände hierfür muß vom Senat noch angekauft werden. Wo genau der Zubringer vom Schichauweg zur F101 entlanggehen soll, sei noch nicht entschieden, sagte gestern Bausenator Nagel, er halte allerdings das Unterbaugebiet, den Streifen entlang der Mauer, für „sinnvoll“.

Auf Druck von Bürgerinitiativen hatte die DDR nach dem 9. November die alte Planung fallen lassen. Mit der Begründung, man habe jetzt eine „ökologisch sinnvollere“ Lösung gefunden, änderten sie die Streckenführung, die früher östlich von Großbeeren verlaufen sollte. Der neue Grenzübergang soll, so vereinbarten es Senat und die Regierung der DDR, am 1.1.1994 fertig sein. In West-Berlin wird demnächst ein Bürgerbeteiligungsverfahren begonnen. Ob es ein ähnliches Verfahren auch in der DDR geben wird, wußte der Bausenator nicht.

In einer der nächsten Sitzungen des Regionalausschusses müsse jetzt über die gesamte Verkehrsplanung im Süden und Osten Berlins gesprochen werden, sagte Nagel. Die verkehrliche Anbindung an das Umland müsse gewährleistet werden. Für ihn stelle sich dabei auch die Frage, ob es richtig sei, daß die Autobahn Neukölln „da endet, wo sie jetzt endet“.

Kritik an den neuen Senatsplänen für den Südübergang übte der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Er sprach von einer „überstürzten Entscheidung“. Im Regionalausschuß und zusammen mit dem runden Tisch hätten zunächst Alternativen geprüft werden müssen, meint der BUND.

bf