Gedenkfeier für Jan Palach in Prag

■ Erinnern an den Mann, der sich '69 verbrannte / Havel schließt längere Amtszeit nicht aus

Prag (dpa) - In der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag haben am Dienstag etwa 5.000 Menschen des Studenten Jan Palach gedacht, der sich vor 21 Jahren aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Paktes auf dem Wenzelsplatz selbst verbrannt hatte. CSSR-Staatspräsident Vaclav Havel sagte in seiner Ansprache: „Heute vor einem Jahr begleitete ich Freunde zum Wenzelsplatz und wurde verhaftet. Im Gefängnis hörte ich von der großen Solidarität. Damals war es ein Gefühl, jetzt Sicherheit - alles, was Palach wollte, wird Realität.“ Der damals 21jährige Philosophiestudent Palach gilt in der CSSR als Symbolfigur für den Freiheitswillen des tschechoslowakischen Volkes.

Der französische Schauspieler Yves Montand übergab im Namen des internationalen Komitees zur Unterstützung der Charta 77 der Repräsentanten der tschechoslowakischen Studentenbewegung den erstmals vergebenen Jan-Palach-Preis. Der Preis ist eine hohe Geldsumme. In seiner Dankesrede sagte ein Student, die alten Machtstrukturen in der CSSR funktionierten nach wie vor. „Wir werden nicht schlafen, und wir werden gewinnen“, rief er aus. Der Schriftsteller Olbram Zoubek enthüllte eine Totenmaske Palachs, die er im Januar 1969 im Krankenhaus von Palach gemacht hatte. Sie wird nun in der philosophischen Fakultät ausgestellt werden. Der Platz vor der Universität, bislang Platz der Roten Armee, wurde offiziell in Jan-Palach-Platz umbenannt.

Havel schließt unterdessen nicht mehr aus, sich nach den für Juni angesetzten Parlamentswahlen für eine fünfjährige Amtsperiode zu bewerben. Nach einer Meldung der amtlichen CSSR-Nachrichtenagentur 'ctk‘ sagte er am Montag abend vor Studenten: „Ich weiß nicht, ob ich Kandidat sein werde, und ich kann nicht sagen, wer mein Nachfolger sein könnte.“