: Saaraba oder: Hier spricht Afrika
■ Die „Tage des Afrikanischen Films“ gingen mit „Saaraba“ von Amadou Saalum Seck zu Ende
„Afrikanischer Film“ ist, wenn afrikanische Regisseure, in diesem Geschäft europäisch ausgebildet, sich filmisch mit der kulturellen Entwurzelung Afrikas beschäftigen. „Afrikanischer Film“ soll offenbar nicht sein, wenn ein schwarzer Regisseur einen Spielfilm dreht, in dem eben selbstverständlich auch Schwarze vorkommen - so selbstverständlich ist das eben noch nicht. Schwarze sind Paradiesvögel im Filmgeschäft, die Erwartung an „afrikanischer Film“ legt sie auf diese Rolle fest.
Aber warum auch nicht. „Saaraba“ von Amadou Saalum Seck befaßt sich direkt mit dem Thema des afrikanischen Zwiespalts. Tamsir, europäisch gebildeter Afrikaner, kehrt nach 17 Jahren zurück in sein Dorf. Er hat die europäische Technologie-Kritik verstanden und will zurück zu seiner Tradition. Aber er stößt sich schnell an den repressiven Momenten dieser Tradition: Den islamischen Glauben hat er verloren, die Frau, die er heiraten will, wird von ihrer Familie einem unsympatischen, korrupten „Abge
ordneten“ zur dritten Ehefrau versprochen. Tamsir gerät zwischen die Stühle, er muß mit ansehen, wie der Boden verkarstet und lehnt dennoch den Bau der Salzfabrik in seinem afrikanischen Dorf ab. Er verachtet die schwarzen Jugendlichen, die in dieser ausweglosen Lage den kollektiven Tod für die beste Lösung halten und sich das Leben mit Drogen versüßen - aber Tamsir kifft schließlich mit. Tamsir fährt schließlich mit auf dem Moped nach „Saaraba“, dem Land der Träume, und er verunglückt dabei in demselben Augenblick, in dem der „Böse“, der fette Abgeordnete, mit seinem Auto verunglückt. Und wir ahnen, daß schließlich der Gute die Schöne kriegt ...
Verschiedene philosophische Diskurse vertiefen das Thema, die filmischen Mittel sind holzschnittartig grob, Symbolik trieft. Der piekmoderne Flughafen von Dakar, Schwarze an Computern - dagegen ein Blick über die Hütten-Quartiere am Rande der Großstadt geschnitten, dann das unberührte Dorf ... Wie in einer soziologischen Abhandlung baut sich die Geschichte langatmig auf, es ist Zeit genug, sich in die dokumentarischen Bilder zu verlieben, bis die Story schließlich im klassischen Auto-Crach „spannend“ wird und der Held der Geschichte die Felsen
zum reißenden Meer hinuntergestürzt wird, um an einem Felsen mit einer Hand und letzter Kraft hängen zu bleiben...
Dennoch: Der „afrikanische Film“ hat eine Botschaft, das unterscheidet ihn von vielen anderen.
K.W.
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