Kein neuer Verwalter

■ Porträt des neuen 1.Vizepräsidenten der Freien Universität Berlin, Professor Werner Väth

Hochschulpolitisch bewährt hat er sich vor allem als Krisenmanager im letzten Wintersemester. Der damalige OSI -Dekan trug maßgeblich dazu bei, daß bei den Politologen nach einer vorangegangenen Konfrontation zwischen StudentInnen und Lehrkörper schließlich ein Reformkurs eingeleitet worden ist. Seine Reformbereitschaft und sein offensichtliches Integrationsvermögen haben dem linken Professor Werner Väth nunmehr die Stelle des 1.Vizepräsidenten an der FU eingetragen. Nominiert von der linken Fraktion im Akademischen Senat, kürte ihn am Dienstag das Konzil zum neuen Heckelmann-Vertreter.

Bislang hatte sich Väth nur an seinem eigenen Fachbereich politisch engagiert. Dort hat er die 68er-Revolte miterlebt und 1969 das Diplom gemacht. Es folgten elf Jahre an der Uni Konstanz als Assistent von Frieder Naschold (heute Wissenschaftszentrum Berlin), bis Väth schließlich 1981 ans OSI als Professor zurückkehrte. Seit fünf Jahren ist er dort Mitglied des Fachbereichsrats für eine linke Liste.

Väth ist kein Mann übertriebener professoraler Gesten und Worte. Mit ihm zieht vielmehr politisch wie menschlich ein angenehm frischer Wind ins Präsidialamt ein. Was der Mitvierziger sagt, klingt stets wohlüberlegt, wird von ernsthaftem Bemühen getragen, wirkt aber überhaupt nicht verkrustet, so daß auch Raum für andere Meinungen bleibt. Als FU-Vize will Väth einen Uni-weiten „aktiven Reformkurs sichtbar machen“ und nicht „nur verwalten“, wie es seine Vorgänger getan haben. So will Väth, der als 1.FU-Vize für den Haushalt, Berufungsverhandlungen, für Bibliotheksfragen und einen Teil der Außenbeziehungen zuständig ist, die Kontakte zu den DDR-Hochschulen ausbauen, vor allem aber Themen des Studentenstreiks aufgreifen. Besonders am Herzen liegt Väth die Verbesserung der Lehrsituation, er unterstützt autonome Seminare und Projekttutorien. Aber auch die Uni muß seiner Meinung nach parallel dazu mehr von sich aus für eine bessere Lehrsituation tun. „Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, daß die Lehrkritik institutionalisiert und die Lehre für Hochschullehrer attraktiver gestaltet wird“, schlägt Väth vor. Der drohenden Auseinandersetzung mit der Heckelmann-Riege im Präsidialamt sieht er gelassen entgegen und setzt notwendigerweise auf Kooperation. „So wie die Mehrheitsverhältnisse in der Uni sind, ist eine gute Chance gegeben, ein anderes Profil sichtbar zu machen.“

Thomas Werres