Ohne Ergebnis

■ Momper und Modrow konferierten in West-Berlin Zählkartensystem soll überprüft werden

In der westlichen Halbstadt wurde am Dienstag abend wieder einmal Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal betrat ein DDR -Regierungschef den Boden West-Berlins. Drei Stunden lang konferierten Berlins Regierender Momper und DDR -Ministerpräsident Modrow im Gästehaus des Senats im Grunewald. Daß der Status von West-Berlin bei solchen Begegnungen nicht mehr im Vordergrund steht, zeigte auch die Tatsache, daß Modrow den Oberbürgermeister von Ost-Berlin, Krack, und den Leiter der Bonner ständigen Vertretung in der Hauptstadt, Bertele, mitbrachte.

Konkrete Ergebnisse sprangen bei dem Treffen aber nicht heraus. Als einziger Beschluß wurde verkündet, daß am 1. Februar ein weiterer Grenzübergang (der 28. insgesamt) an der Potsdamer Chaussee in Kladow in Richtung Groß-Glienicke eröffnet wird. Der Senat forderte zwar die DDR-Regierung dazu auf, die seitens der DDR mit den neuen Reiseregelungen eingeführten Zählkarten abzuschaffen, Modrow sagte aber bloß eine Prüfung des Verfahrens zu. Die Angaben auf den Zählkarten hielten seine Experten für absolut notwendig, um den Umfang des Reiseverkehrs in und durch die DDR statistisch festhalten zu können, so Modrow. Auch hätten die Zählkarten sich schon einmal als sehr nützlich erwiesen, als darüber ein Verbrechen aufgeklärt werden konnte. (Gemeint war die Zusammenarbeit der Polizei im Falle eines Westberliners, der in Ost-Berlin eine Frau vergewaltigt hatte und über die Daten auf der Zählkarte ausfindig gemacht wurde.) Modrow versprach zu überprüfen, ob im Transitverkehr ein einfacheres Verfahren gefunden werden könne, um Staus zu verhindern. Er versicherte, daß die Daten auf den Karten nicht in den Computern der ehemaligen Stasi-Zentrale in Ost -Berlin gespeichert würden.

Neben der aktuellen Lage in der DDR erörterten Momper und Modrow vor allem Probleme, die die beiden Teile der Stadt betreffen. Dabei ging es um den Beirat für den Berliner Regionalausschuß, um Tourismus im Umland von Berlin und um Probleme der Abfallbeseitigung.

Wie Modrow auf Nachfrage darlegte, sollen dem Beirat für den Regionalausschuß insgesamt 20 Vertreter aus beiden Teilen der Stadt angehören. Zunächst sollen je sieben Delegierte aus den Parlamenten in den Beirat geschickt werden, im Gespräch sei auch, den Oberbürgermeister von Potsdam miteinzubeziehen. Wie gestern aus dem Senatspresseamt zu erfahren war, sind in Zukunft regelmäßige Treffen zwischen Momper und Modrow geplant. Das nächste Gespräch soll im Februar in Ost-Berlin stattfinden.

kd

(sh. auch Bericht auf S.6)