Drogenmafia will aufgeben

Kommunique der „Auszuliefernden“ in Medellin kündigt Ende der Gewalt an / Freiwillige Übergabe an Justiz nicht ausgeschlossen / „Respektvolle Behandlung“ verlangt  ■  Von Ciro Krauthausen

Bogota (taz) - Die kolumbianische Drogenmafia will aufgeben. Dies gab die Gruppe der Extraditables (Auszuliefernden) am Mittwoch morgen in einer Pressemitteilung in Medellin bekannt. Die verfolgten Drogenbosse des Medellinkartells, die im Falle ihrer Verhaftung an die US-Justiz übergeben werden sollen, reagierten damit zum großen Erstaunen der kolumbianischen Öffentlichkeit auf einen Friedensappell vom Vortag, in dem zwei ehemalige kolumbianische Präsidenten, ein Kardinal und der Vorsitzende der linksoppositionellen UP die Rauschgiftmafia aufgefordert hatten, ihre gewalttätigen Aktionen einzustellen.

Dies sicherten die Extraditables in der Pressemitteilung zu. Sie seien weiter bereit, alle Entführten zu entlassen und den Drogenhandel zu beenden. Die Forderung der Extraditables war laut Kommunique lediglich eine „respektvolle Behandlung“ von seiten der Justiz und ihre „Wiedereingliederung in die Gesellschaft“. Selbst eine freiwillige Übergabe an die kolumbianische Justiz schloß die Mitteilung der Mafiabosse nicht direkt aus.

Bereits der Friedensappell hatte den Mafiosi bei Einstellung des Kokainschmuggels eine „weniger strenge Behandlung“ durch die Behörden in Aussicht gestellt. Die Ex -Präsidenten hatten sich damit über den Amtsinhaber Virilio Barco hinweggesetzt, der Verhandlungen mit der Mafia strikt abgelehnt hatte. Mit Spannung wurde in Bogota gestern Barcos Reaktion erwartet.