„What is Hafenstraße“

■ Boris Beckers unbotmäßige Worte schlagen sogar in Australien Wellen / Publicity für Hamburgs schwärzestes Juwel

Berlin (taz) - Ungeahnte weltweite Publizität erhalten auf ihre alten Tage die wackeren Kämpfer aus der Hamburger Hafenstraße. Im fernen Melbourne auf der anderen Seite der Erdkugel waren es weniger die Taten des Boris Becker auf dem Tennisplatz, die für Aufsehen sorgten, als seine in einem Interview der Zeitschrift 'Sports‘ geäußerten Worte zur Lage der Welt im allgemeinen und zur Hafenstraße im besonderen. „What is Hafenstraße?“ war die häufigste Frage, die im Pressezentrum der Australian Open gestellt wurde, die sicherlich hoch interessanten Variationen in den Antworten der deutschen Journalisten wurden leider nicht überliefert.

Becker selbst erläuterte bereitwillig, was ihn dazu bewogen hatte, derartig kontroverse Dinge zu sagen und sogar Sympathie für eines der rötesten Tücher des bundesdeutschen Spießbürgers, die Hafenstraße, zu bekunden: „Viele halten mich noch für den Jungen, der mit 17 Wimbledon gewonnen hat. Ich habe mich aber geändert, und das wollte ich öffentlich sagen. Ich bin nur ich.“

Mit dem Racket hatte Becker in der zweiten Runde des Turniers erheblich mehr Mühe als mit seiner flinken Zunge. Gegen den Amerikaner Scott Davis geriet er im zweiten Satz, nachdem er den ersten mit 6:3 gewonnen hatte, in eine Krise, schaffte zwar noch ein 7:6, gab den dritten Durchgang dann aber mit 4:6 ab. „Vor ein, zwei Jahren hätte ich so ein Spiel wahrscheinlich noch verloren“, sagte Becker später, diesmal rappelte er sich jedoch, verwandelte nach 3:19 Stunden den Matchball zum 6:2 im vierten Satz und erklärte auch gleich, warum: „Man muß in jedem Sinne cool bleiben.“

Außer mit seinem Gegner, der kürzlich immerhin das Turnier von Auckland gewonnen hatte, hatte Becker vor allem mit der Hitze Probleme. Eine Mütze könnte da Abhilfe schaffen, doch auch diese Möglichkeit hat ihre Tücken: „Wenn ich den Schirm vorn habe, sehe ich den Ball beim Aufschlag nicht. Habe ich ihn hinten, stört er im Nacken.“ Vor ein, zwei Jahren hätte Becker bei solchen Schwierigkeiten möglicherweise resigniert. Heute jedoch weiß er auch hier eine Lösung: „Vielleicht sollte ich den Schirm einfach abschneiden.“

Matti

Männer, 2. Runde: Boris Becker - Scott Davis 6:3, 7:6, 4:6, 6:2; Udo Riglewski - Neil Borwick 6:2, 6:4, 6:2; Lars Wahlgren - Jens Wöhrmann 4:6, 7:5, 7:5, 6:3; Stefan Edberg Patrik Kühnen 6:2, 6:2, 6:4, Mark Woodforde - Andrej Tschesnokow 6:3, 6:2, 7:5; Jonas Svensson - Jim Courier 2:6, 6:2, 6:3, 6:2; Wally Masur - Nduka Odizor 7:6, 6:7, 6:3, 6:1; Veli Paloheimo - Guy Forget 6:4, 3:6, 6:3, 6:3; David Wheaton - Magnus Larsson 6:3, 6:2, 3:6, 6:1; Lars Jonsson Magnus Gustafsson 6:1, 6:2, 6:2, Paul Chamberlin - Stefano Pescosolido 6:7, 7:5, 6:3, 6:4; Javier Sanchez - Paul Annacone 6:1, 7:6, 6:3, Mats Wilander - Martin Wolstenholme 6:2, 7:5, 6:3; Miloslav Mecir - Andrew Sznajder 2:6, 6:1, 6:0, 6:2, Aaron Krickstein - Ramesh Krishnan 6:1, 4:6, 6:3, 6:1, Olivier Delaitre - Kelly Jones 6:3, 4:6, 6:3, 6:4.

Frauen, 2. Runde: Claudia Porwik - Judith Wiesner 6:3, 7:6, Gabriela Sabatini - Manon Bollegraf 6:1, 6:1, Mary Joe Fernandez - Kathy Rinaldi 6:4, 6:4, Hana Mandlikova - Cammy MacGregor 7:6, 6:3, Sandra Wasserman - Natalia Zwerewa 7:5, 6:1, Gigi Fernandez - Jana Pospisilova 6:4, 7:6, Catherine Tanvier - Etsuko Inoue 6:4, 6:4; Isabelle Demongeot - Maya Kidowaki 6:4, 6:1, Angelica Gavaldon - Alexia Dechaume 6:4, 4:6, 7:5; - Halle Cioffe 6:0, 6:4; Sabine Appelmans - Nicole Pratt 6:2, 6:3, Donna Faber - Andrea Leand 6:1, 6:3; Tami Whitlinger - Terry Phelps 7:5, 6:3; Julie Halard - Ann Henricksson 7:6, 6:2, Zina Garrison - Petra Thoren 6:2, 6:0. Rosalyn Fairbank - Carin Bakkum 7:6, 6:4.