VVN auf der Suche nach Glasnost

■ Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes im Jahre eins nach der DKP-Abhängigkeit

Frankfurt (taz) - Der Bundesvorstand der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten“ (VVN -BdA) und seine über hundert Mitglieder aus den Kreisvorständen haben am vergangenen Wochenende in Frankfurt erste Schritte nach dem finanziellen Zusammenbruch ihrer Organisation beschlossen. Die VVN war infolge der politischen und finanziellen Abhängigkeit von der DKP nach der Wende in der DDR faktisch pleite.

Gegen den harten Widerstand eines großen Teils des Bundesvorstands wurde auf dem Bundestreffen eine Kommission gewählt, die nun die VVN-BdA bis zu einem Bundeskongreß leitet und deren Auftrag es sei, Glasnost in der VVN einzuführen, berichtete deren bisheriger Pressesprecher Kurt Faller. Eine der wichtigsten Aufgaben dieser Kommission dürfte es sein, die bisherigen Abhängigkeiten von der DKP aufzuklären und die Abwicklung der Auflösung der Bundesgeschäftsstelle zu kontrollieren. Zudem soll die Kommission den Bundeskongreß für den 9./10.Juni vorbereiten.

Das bisher amtierende Präsidium und Sekretariat der VVN-BdA war zuvor zurückgetreten. Die Kommission, die um noch zu wählende „unbelastete Mitglieder“ verstärkt werben soll, besteht aus dem Freiburger Rechtsanwalt und SPD-Mitglied Norbert Müller, der SPD-Ratsfrau aus Aachen Hildegard Lisse, der Hamburgerin Corinna Kerth (SPD-Mitglied) und Alfred Hausser, ehemaliger Verfolgter und DKP-Mitglied.

Der bisherige Generalsekretär Kurt Erlebach habe auf dem Treffen jegliche politische Abhängigkeit von der DKP bestritten, berichtete Kurt Faller. Organisationssekretär Jörg Ehret legte dagegen die Abhängigkeiten detailliert offen. Demnach sei diese langjährige „Verletzung des innerorganisatorischen Konsenses durch den DKP-Apparat“ nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landesebene praktiziert worden.

Eine Neubestimmung der VVN-BdA sei nur durch den eindeutigen Bruch mit derartigen Abhängigkeiten und nur mit der Herstellung einer wirklichen Eigenständigkeit und Parteiunabhängigkeit möglich. Neben einer personellen sei auch eine inhaltliche Neubestimmung dringend notwendig. Dazu gehöre die Aufarbeitung der langjährig praktizierten „gespaltenen Humanität“.

Rechtsanwalt Norbert Müller: „Diese Organisation hat nur eine Zukunft, wenn nach dieser Tagung nichts mehr so sein wird wie bisher. Die VVN-BdA muß befreit werden von parteipolitischen Abhängigkeiten und finanzieller Erpressung, damit das Vermächtnis des antifaschistischen Widerstandes noch eine Zukunft hat.“

M.B.