Flugzeugteppich über Berlin

■ Lufthansa und Interflug planen zusätzlichen Großflughafen im Süden Berlins / 30 Millionen Passagiere im Jahre 2005?

Bis zum Jahr 2005 soll für Ost- und West-Berlin ein gemeinsamer internationaler Flughafen im Süden der Stadt entstehen. Diesen Plan verfolgen die Deutsche Lufthansa und die DDR-Fluggesellschaft Interflug. Auf einer Pressekonferenz am Freitag in Berlin-Schönefeld sagte der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Heinz Ruhnau, er rechne bis zum Jahre 2005 mit 30 Millionen Passagieren für die Region Berlin. Gleichzeitig gaben Lufthansa und Interflug eine umfangreiche Zusammenarbeit und die Gründung eines gemeinsamen Charterunternehmens bekannt.

Die Interflug erwartet durch den freien Reiseverkehr in diesem Jahr eine Verdoppelung ihrer Passagierzahlen von derzeit drei auf sechs Millionen. Sie will nach Auskunft ihres Präsidenten Klaus Henkes marktwirtschaftlich arbeiten und wird für DDR-Bürger deshalb die Flugpreise, die derzeit fast zur Hälfte subventioniert werden, vermutlich ab Sommer erhöhen. Außerdem will die Fluglinie ab sofort den Flugverkehr in Schönefeld umweltverträglicher gestalten.

Henkes rechnet bis zum Jahr 2005 mit „mindestens 20 Millionen Passagieren für den Großraum Berlin“ pro Jahr. Ruhnau und Henkes betonten, sie wollten die Planung für den neuen Flughafen spätestens 1995 fertigstellen. Henkes ist auch stellvertretender Verkehrsminister der DDR. Bis zum Sommer wollen beide bereits konkrete Angaben machen. Der Standort des Flughafens werde mit großer Wahrscheinlichkeit im Süden Berlins liegen. Dies sei aus ökologischen Gründen nötig. Außerdem biete der Süden mit Städten wie Leipzig, Karl-Marx-Stadt oder Dresden ein weites Hinterland. Voraussetzung sei ein Bahnanschluß, auch dürfe der Flughafen nicht mehr als 40 Minuten vom Zentrum Berlins entfernt sein.

Der neue Flughafen soll „Berlin International“ heißen und neben dem Westberliner Airport Tegel und dem Ostberliner Flughafen Schönefeld der dritte Großflughafen für Berlin sein. Noch vor der Weihnachtspause hatte Verkehrssenator Wagner dagegen Pläne für ein Joint-venture für den Ausbau von Schönefeld bekanntgegeben.

Die Prognosen für die Flugzahlen im Jahr 2005 lauten für Frankfurt 37,5 Millionen Passagiere im Jahr, für Köln/Düsseldorf 30 Millionen und für München 25 Millionen. Berlin würde dann zu den drei größten Luftkreuzen in Deutschland zählen.

Bei der Pressekonferenz gaben Henkes und Ruhnau eine umfangreiche Zusammenarbeit zwischen Interflug und Lufthansa bekannt, die auch im Rahmen einer „Vertragsgemeinschaft“ geregelt werden solle. Die beiden Fluglinien sollten jedoch zwei selbständige Gesellschaften bleiben. In näherer Zukunft gehöre zu der Zusammenarbeit der Ausbau des Linienverkehrs zwischen beiden deutschen Staaten; bis Ende des Jahres werde es zwischen der Bundesrepublik und der DDR jede Woche 50 Flüge geben.

ap/taz