: „Was uns unter den Nägeln brennt“
Auszüge aus einem Papier von SoThA-Gefangenen) ■ D O K U M E N T A T I O N
1. Ein Jahr SPD-AL-Senat - was hat sich verändert? Von dem, was in den Wahlunterlagen versprochen wurde, ist nichts eingetroffen. Es würde uns schon reichen, wenn die Verantwortlichen das Strafvollzugsgesetz anwenden würden, mit den Aufgaben, die dieses Gesetz hat: Resozialisieren statt Verwahren
2. Wie kommt es, daß in Berlin die 2/3-Entlassungen weit unter dem Bundesdurchschnitt liegen? In der SoThA sollen höchstens fünf Prozent davon betroffen sein. Die Mängel sind unter anderem, daß die Insassen zu spät in die SoThA verlegt werden, da die Therapie einige Zeit braucht, um gute Ergebnisse zu zeigen. Und dann hat sich die Handhabung des Strafvollzugsgesetzes dermaßen in den Ablauf der SoThA eingefressen, daß die Insassen mit dem Satz: Sie kriegen sowieso keine 2/3, da macht der „Zippel“ (Vorsitzender Richter einer Strafvollstreckungskammer, d. Red) nicht mit, abgespeist werden.
3. Die finanziellen Mittel der Freigänger sind schlichtweg ein Skandal. Das Wichtigste ist jedoch, daß eine Institution geschaffen wird, die für die Vermittlung von Wohnungen nach der Entlassung sorgt.
4. Therapie beruht auf einem Vertrauensverhältnis. Die Therapie im Knast ist mit einer Therapie draußen nicht vergleichbar. Im großen und ganzen können wir Insassen mit den Therapeuten zufrieden sein. Aber was ist das für eine Arbeit. Die Therapeuten haben durchschnittlich zwölf Klienten, es sollten höchstens acht sein, um wirklich gut und effizient mit den Insassen zu arbeiten. Die Therapeuten müssen mehr eigene Entscheidungen treffen und von dem riesigen Verwaltungsapparat befreit werden, um mehr Zeit zu haben.
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