: Das Koks-Monopol
■ Die internationalen Handelsbeziehungen der kolumbianischen Kokain-Barone
Eines steht fest: Der Kokainhandel ist das einzige transnationale Großunternehmen in südamerikanischer Hand. Die genauen Ausmaße des Multis sind freilich wegen der Illegalität des Geschäftes nur schwer zu bestimmen.
Das von 21 Millionen US-Bürgern schon einmal probierte Kokain wird aus Kokasträuchern gewonnen, die hauptsächlich in Peru und Bolivien angebaut werden. Nach der Ernte verarbeiten die Kleinbauern die KokaBlätter zumeist selbst zu jener Kokapaste, die als erstes Zwischenprodukt an die Drogenhändler verkauft wird. Die Kokainbarone schaffen die Kokapaste in kolumbianische Laboratorien, wo durch relativ simple chemische Verfahren das Kokain hergestellt wird. Auf einer Vielzahl von Routen wird das weiße Pulver danach in die USA und nach Europa geschleust und dort vertrieben. Derivate wie das „Crack“ werden sowohl in Kolumbien als auch in den USA aus der Kokapaste gewonnen. Ernst zu nehmende Studien bezifferten noch 1988 die Jahresproduktion von Kokain auf 100 Tonnen. Nachdem aber inmitten des Drogenkrieges allein in den USA im vergangenen Jahr 89 Tonnen beschlagnahmt wurden und trotzdem der Großhandelspreis nicht nennenswert fiel, muß heute mit mindestens 300 Tonnen Kokain jährlich gerechnet werden. 50 bis 60 Tonnen, so schätzte die US-amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde DEA, wurden 1988 in Europa abgesetzt. Der Gesamtjahresumsatz des Kokain-Multis dürfte sich auf maximal 40 Milliarden Dollar belaufen. Von dieser Summe fließt aber nur ein kleiner Teil zurück in die südamerikanische Wirtschaft. Im Falle Kolumbiens dürften diese „schmutzigen“ Devisen jährlich höchstens eine Milliarde Dollar ausmachen - 2,5 bis drei Prozent des Bruttosozialprodukte. Ein Großteil der Erlöse aus dem Kokainhandel belebt dagegen das internationale Finanzsystem in Luxemburg und Panama, in der Bundesrepublik und in den USA.
Die kolumbianischen Drogenhändler zählen zu den reichsten Menschen der Welt. Ihr Vermögen verdanken sie ihrem Geschick, das Kokain-Geschäft fast gänzlich zu monopolisieren. Gerade in den USA konnten die Kokainbarone unter Millionen emigrierter Kolumbianer und Lateinamerikaner unauffällig ihre Vertriebssysteme aufbauen. Wie die letzten Schläge gegen das Kokain-Kartell von Medellin in Spanien und der Schweiz zeigten, erschwert in Europa das Fehlen eines ähnlichen Netzes kultureller Beziehungen das Geschäft - auch wenn es an Konsumenten nicht mangelt.
Ciero Krauthausen
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