Der Preis der Sucht

■ Die volkswirtschaftlichen Kosten des Drogenkonsums in den USA

Eine im Dezember veröffentlichte Studie des „National Institute on Drug Abuse“ beziffert die volkswirtschaftlichen Kosten des illegalen Drogenkonsums in den USA auf jährlich 60 Milliarden Dollar. Das Anwachsen dieser Summe um über zehn Milliarden Dollar seit 1985 geht dabei in erster Linie auf die steigenden medizinischen Kosten für Crack-Abhängige und drogenabhängige Aids-Patienten zurück. Allein die Intensivkrankenpflege für die sogenannten Crack-Babies schlug im vergangenen Jahr mit 2,5 Milliarden Dollar zu Buche. In den nächsten Jahren werden Landes- und Bundesbehörden in den USA jährlich 15 Milliarden Dollar ausgeben müssen, um diese drogenabhängig geborenen Kinder „kindergartenfähig“ zu machen; und weitere sechs Milliarden Dollar, um sie durch die High-School-Jahre hindurch zu betreuen. Insgesamt, so schätzt der frühere US -Gesundheitsminister Joseph Califano, liegen die volkswirtschaftlichen Kosten - für Gesundheitsfürsorge, Verbrechensbekämpfung, Produktivitätsverlust und Ausbildungsabbruch - durch Abhängigkeit von illegalen und legalen Drogen bei rund 300 Mrd. Dollar im Jahr; falls nichts geschieht, werden sie bis Mitte der 90er Jahre auf eine Billion anwachsen. Während der Preis für das Zigarettenrauchen einer Studie der „Rand Corporation“ zufolge durch Nikotinsteuern abgedeckt ist, stehen den Kosten des illegalen Drogenkonsums keine entsprechenden Steuereinnahmen gegenüber.

Das Drogengeschäft ist einer der größten Zweige der amerikanischen Volkswirtschaft, durchaus vergleichbar mit der Elektronik-, Auto- oder Stahlindustrie. Die Einnahmen aus diesem Geschäft haben zu abrupten Bargeldströmen im US -Bankensystem geführt. In den Hochburgen der Drogenökonomie, wie Miami, Los Angeles, San Antonio und Houston, sind die überproportionalen Bargeldreserven der Banken Barometer für Ausmaß und Einträglichkeit des Drogenbusineß. In Teilen Floridas, wo mittlerweile ein Fünftel des Immobilienerwerbs mit Bargeld bezahlt wird, haben die mit Drogengeldern finanzierten Hauskäufe bereits zu einer Preisspirale auf dem Immobilienmarkt geführt. Der größte Teil der Profite aus dem Drogengeschäft veschwindet allerdings langfristig aus der US -Volkswirtschaft. Experten schätzen, daß mittlerweile 125 Milliarden Dollar an amerikanischer Währung dem offiziellen Geldkreislauf einfach entzogen worden sind und für illegale Drogen- und Waffentransaktionen benutzt werden. Viel stärker noch sind allerdings die Produzentenländer Peru, Kolumbien und Bolivien von den neuen Mustern der Kapitalflucht betroffen. Ein Bericht des Drogen-Ausschusses im US -Repräsentantenhauses geht davon aus, daß der Großteil der Kokainprofite nicht in die Andenstaaten zurückgeht, sondern in fernen Steuerparadiesen oder im internationalen Immobiliengeschäft investiert wird. Vor allem Hongkong scheint sich immer mehr zum Zentrum internationaler Geldwäscherei zu entwickeln. Zwar ist die Drogenindustrie mit insgesamt rund 1,5 Millionen Beschäftigten in der Kokain - und Marihuanaproduktion der Andenregion ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden, doch investiert werden die Narco -Dollars in Lateinamerika nur für Bestechungsgelder, Waffenkäufe und Killerkommandos. Dagegen sind dem Bericht des US-Drogenausschusses zufolge rund 250 Milliarden Dollar lateinamerikanischen Geldes im Ausland investiert.

Rolf Paasch