Heiße Luft um Mompers Brief

■ Springer-Zeitung „enthüllte“ gestern Brief an Kohl über das DHM / AL ist weder empört noch überrascht

Was als Aufmacher einer bekannten Berliner Zeitung aus dem großen Verlagshaus in der Kochstraße am Sonntag morgen auch die taz-Redaktion aufschreckte, entpuppte sich wieder einmal als die wohlbekannte Politikmache des Unternehmens: Unter der Schlagzeile „Momper akzeptiert überraschend Deutsches Historisches Museum“ zitiert das Blatt aus einem Brief, den der Regierende am 21.Dezember an den Herrn Bundeskanzler geschrieben haben soll. In dem Brief, so heißt es, habe Momper dem umstrittenen Museumsbau grundsätzlich und überraschend zugestimmt, und zwar den früheren Plänen unter seinem Vorgänger Diepgen. Hieß das nun, daß Momper am Tag nach der dicken Koalitionskrise und der Sondersitzung des Senats, in der unter anderem ein Kompromiß für das DHM verabredet worden war, über die Köpfe des Koalitonspartners hinweg heimlich „Sachzwänge“ geschaffen haben sollte? Wenn dies so gestimmt hätte, wäre die nächste saftige Koalitionskrise schon vorprogrammiert gewesen. Doch dieses Mal ist Walter Momper unschuldig.

Zwar hat Momper tatsächlich an Kohl geschrieben, der Brief lag der AL aber nach Auskunft der Kulturexpertin Sabine Weißler bereits kurz darauf vor und habe keinerlei Grund zur Intervention geliefert. In dem Schreiben spricht sich Momper in den üblichen diplomatischen Formulierungen dafür aus, eine einvernehmliche Lösung anzustreben, schlägt aber eine Gesprächspause bis nach den Wahlen in der DDR nach dem 6.Mai vor. Kein Wort davon im Artikel der 'MoPo‘. Dann hätte man es mit neuen Strukturen und neuen Partnern zu tun, so Momper, mit denen eine gemeinsame deutsch-deutsche Lösung, wie sie in der Krisensitzung des Senats ins Auge gefaßt worden war, weiter verfolgt werden könne. Am Tag der Senatssitzung hatte Kohl einen Brief von DDR-Künstlern und Intellektuellen erhalten, die den Bundeskanzler dazu aufforderten, nun nach dem Fall der Mauer eine gemeinsame Lösung zu verfolgen.

kd