Die Kunst der Saxophone

■ Das Berliner Saxophon Quartett spielte die „Kunst der Fuge“ von J.S. Bach

Der Herr Sax hat sein Instrument erst 1841 erfunden, und auch danach wurde es für lange Zeit nur als bessere Zirkuströte angesehen. Klassische Musiker haben es da schwer, weil es nur wenig Kompositionen für das Saxophon gibt. So wirkt es auf den ersten Blick auch recht keck, wenn die „Kunst der Fuge“ von J.S. Bach für Saxophone transkribiert wurde. Aber Friedemann Graef (Bariton), Christof Griese (Tenor), Klaus Krecsmarsky (Alt) und Detlef Bensmann (Sopran) brachten das Spätwerk so präzise und farbig zum Tönen, daß jeder Vorbehalt sich in Wohlklang auflöste. Besonders die verschiedenen Klangfarben der Instrumente kamen in der filigranen Mehrstimmigkeit der Komposition brilliant zur Geltung, dabei klang das Tenorsaxophon zeitweise wie ein Horn. Die vier spielten so ge

nau aufeinander abgestimmt und doch leicht zusammen, daß die immense Fleißarbeit hinter diesem Mammutprojekt nie spürbar wurde.

An diesem Abend spielte das Quartett nur die Hälfte des Werkes. Im Herbst wird bei einem weiteren Auftritt in den Weserterrassen auch der zweite Teil aufgeführt. Nach der Pause wurden neue Stücke gespielt, die der Gruppe zum Teil auf den Leib komponiert wurden. D. Erdmanns „Resonanzen“ stellte sich als sehr expressionistische Komposition heraus, mit Zitaten aus dem Jazz, Balladen und Anklängen an Gassenhauer. Erdmann ist auch der Initiator eines Förderkreises für das Quartett, das in Gefahr steht, den Sparmaßnahmen des Berliner Senats zum Opfer zu fallen - und somit um so passender bei DACAPO aufgeho

ben ist. I. Matsushitas Komposition „Atoll“ war trotz so appetitanregender Satzbezeichnungen wie „Brandung“ oder „Morgendämmerung am Meer“ das abstrakteste und am wenigsten zugängliche Stück des Abends. F. Graef, der selbst im Quartett spielt, ließ dagegen ironisch für sein Stück „Rondo“ die Musiker auf der Bühne kreisen und schließlich im Kreis durch das Publikum schreiten.

Eine Komposition aus den frühen dreißiger Jahren - „Petit Quatuor“ von Jean Francaix - war noch ganz dem herrschenden Bild vom Saxophon verhaftet: Schräge Jahrmarktsmusik und Jazz klangen in jedem Takt durch. Mit witzigen Improvisationen beendeten die vier Bläser auch ihr Konzert, das sich als noch vielseitiger entpuppte, als der Titel erwarten ließ.

Willy Taub