Alternatives Video contra Kommerz-TV

■ Bilanz nach zwei Jahren Arbeit der Berliner Medienwerkstätten Scheitern schon im Konzept des damaligen Senats angelegt?

Ausgerechnet der frühere CDU-Senat hat sich um die Einrichtung alternativer Medienbetriebe verdient gemacht. Um arbeitslose Akademiker fortzubilden und gleichzeitig Berlin als Medienstadt attraktiver zu gestalten, wurde das Projekt 'Medienwerkstätten in Berlin‘ geboren.

Seit der Mitte der siebziger Jahre hatten sich verschiedene Gruppen mit der Einrichtung alternativer Videoprojekte beschäftigt. Bis auf wenige Ausnahmen, wie die 1977 gegründete Medienoperative Berlin, scheiterten die meisten Pläne jedoch am Geld. Im Jahr 1987 beauftragte dann der damalige Berliner Wirtschaftssenator Pieroth die Projektgesellschaft für Kabelkommunikation (PK), ein 'Weiterbildungskonzept für die Qualifizierung von Mitarbeitern in Medienwerkstätten‘ zu entwickeln. Ziel war es, arbeitslose AkademikerInnen über ABM-Verträge zu je 30 Wochenstunden in Medienwerkstätten zu beschäftigen. Sie sollten deren NutzerInnen bei der Produktion eigener Beiträge unterstützen.

Zusätzlich zu den Erfahrungen bei der Arbeit sollten die ABMlerInnen ihre technischen Kenntnisse in einer 'Zentralen Qualifizierung‘ in der PK erhalten. Neben den ABM -MitarbeiterInnen wurden feste Verträge für die Regie- und Leiterstellen abgeschlossen. Die Lohnkosten der ABM -MitarbeiterInnen werden zu 75 Prozent von der Bundesanstalt für Arbeit getragen. Den Rest sowie die technische Ausstattung der Werkstätten und das feste Personal zahlt der Wirtschaftssenator.

Als Träger bewarben sich zwölf Gruppen, darunter etablierte Organisationen wie die DAG und der Bund deutscher Senioren. Mit einer eigenen Medienwerkstatt wollten sie auf neuen Wegen für ihre Ziele werben. Andere Trägervereine gründeten sich extra, um eine Werkstatt aufzubauen.

Im Februar 1988 nahmen schließlich die ersten sechs Werkstätten ihre Arbeit auf, drei Monate später folgten weitere sechs. Der ursprüngliche Plan, gleichzeitig Ausbildungsstätte für die ABMlerInnen und Zentrum alternativer Medienarbeit zu sein, erzeugte jedoch bald eine Reihe von Konflikten für die MitarbeiterInnen. Viele haben sich mittlerweile mit dem inhaltlichen Anspruch ihrer Medienwerkstatt identifiziert und wollen hier gern weiterarbeiten.

Kilian Wolf