„Die Rache der Natur“

■ Eine apokalyptische Vision als Auftakt zur Bremer „Woche des ökologischen Films“

Ein See, ein Wald, Rehe. Plötzlich das apokalyptische Knattern eines Hubschraubers, flüchtende Tiere. Der Hubschrauber wirft Tonnen von Kalk über dem See und dem Wald ab, es kracht und staubt. Kleines Getier wälzt sich im Todeskampf. Schnitt: Ein krebskrankes, wimmerndes Kleinkind während einer Krankenhausbehandlung.

Daß Menschen die Natur zerstören und sich selbst ausrotten, ist die apokalyptische und eindrucksvoll belegte Vision des schwedischen Films „Die Rache der Natur“ von 1983. Er war der Auftakt zur ersten „Woche des ökologischen Films“ der Bremer Umweltberatung (vgl. taz v.

20.1.).

Nächster Schnitt: Der schwedische Bauer Nisse berichtet: Kunstgedüngtes Getreide schimmelt leichter. Tiere, an die er verschimmeltes Getreide verfütterte, wurden krank und starben. In dem gedüngten Getreide, so Bauer Nisse, ist 1.400mal mehr Schimmel. Schnitt. Ein Schlachter berichtet, die Euter des Schlachtviehs seien in den letzten Jahren oft voller Eiter gewesen, ein weiterer Bauer beklagt Mißbildungen bei seinen Ferkeln. Seine Frau und er leiden an Gelenksteifheit, seit ein Düngeflugzeug über ihr Anwesen hinwegflog.

Anfang der achziger Jahre, kurz bevor bei uns das Waldsterben in die Schlagzeilen kam, hieß es, in Skandinavien seien die Seen so übersäuert, daß kein Fisch mehr in ihnen überleben könne. In der Hoffnung, den PH-Wert des Wassers wieder in Ordnung zu bringen, verstreute man Tonnen von Kalk. Ob der gewünschte Erfolg eintreten wird, ist umstritten.

Die stilistischen Mittel des sie

ben Jahre alten Films sind verblüffend einfach: Beängstigende Reportagen werden mit Naturaufnahmen vorzugsweise Sonnenuntergängen - gekoppelt, manchmal vermischt: ein toter Seevogel im Sonnenuntergang am Meer; Bauer Nisse in der winterlich-wolkenverhangenen Agrarlandschaft Schwedens. Dazwischen eingestreut zwei weitere Elemente: die erzählte Geschichte des afrikanischen Stammes Mao-Mao, die lieber tot sein wollten, als ihr Leben in der Natur aufzugeben, und philosophisch-kritische Zitate über die Ausbeutung der Natur durch den Menschen von Engels bis Capra.

Eins steht fest: Heute, sieben

Jahre später, erschrecken wir über den aufklärerischen Realismus des Films. Wir haben die Angst vor dem Weltuntergang zu sehr aus dem Alltag und unserem Bewußtsein verdrängt. Wer Lust zum Diskutieren hat, kann dies nach dem Film „Elektrolähmung“ (Sa., 15 Uhr BGH Vegesack, 19 Uhr Schauburg) mit dem Berliner Filmemacher und Medienwissenschaftler Bernhard Wember und nach dem Film „die Gentechnik entläßt ihre Kinder“ (So., 20 Uhr, Angestelltenkammer) mit dem Filmenmacher Thomas Weidenbach tun. Beate Ram

Titel und Termine der Filme täglich in „bremen-heute„ -Kasten der taz.