Im rosa Bus vor die Haustür

■ Neues Nachttaxi-Modell in Hamburg-Bergedorf / Frauen gründeten Verein / 21 ABM-Stellen für Fahrerinnen, Funkerinnen und Kauffrauen / Drei Mark pro Fahrt

„Na Mädel, wo soll's denn hingehen?“ müssen sich Frauen am Taxistand immer wieder fragen lassen. Und das ist noch das wenigste, was Frauen von den Droschkenfahrern an Anmache geboten bekommen. Nicht so in Hamburg-Bergedorf. Dort hat das erste Frauen-Nachtauto seinen Betrieb aufgenommen. Das Besondere: Im Unterschied zu anderen Frauen-Nachttaxi -Projekten werden die pinkfarbenen Kleinbusse des Vereins „Frauen in Fahrt“ (FIF) ausschließlich von Frauen gefahren.

Bei den bisherigen Frauen-Nachttaxi-Modellen in Bielefeld und Kiel bekommen die Taxiunternehmen pro Tour von den weiblichen Fahrgästen einen Betrag in Höhe des Nahverkehrstarifs, der Rest wird aus öffentlichen Mitteln dazufinanziert.

Das Bergedorfer Projekt ist mit 21 ABM-Stellen für Fahrerinnen, Funkerinnen und Kauffrauen ausgestattet. Vom Bezirksparlament des weit außerhalb der City gelegenen Stadtteils wurden 120.000 Mark für drei Kleinbusse plus Funk und Sonderlackierung bereitgestellt. Über Anruf bei der Funkzentrale werden Sammelfahrten organisiert. Das heißt, Frauen müssen mitunter einige Minuten Wartezeit in Kauf nehmen, bevor sie für drei Mark von Haus zu Haus gefahren werden.

„Wir fahren die Frauen bis vor die Haustür und warten auf Wunsch, bis drinnen das Licht angeht“, erzählt die Mitinitiatorin Carola Böhm. „Seit kurzem sind wir zwischen halb fünf und zwei Uhr morgens mit zwei Kleinbussen unterwegs, am Wochenende bis vier Uhr früh.“ Acht Frauen und Kinder finden in den rosa Gefährten des Vereins Platz. Besonders zahlreich sind die Anrufe von älteren Frauen, die „sonst gar nicht aus dem Haus gehen würden.“

Probleme während der täglichen Beförderungszeit halten sich bisher in Grenzen. Männliche Kollegen bekundeten im Vorbeifahren ihre Mißbilligung, und ab und zu müsse Männern, die mitfahren wollen, klargemacht werden: „Is‘ nicht.“ Eine Funkerin berichtet von „einem stöhnenden Idioten“ am Telefon.

Das Frauen-Nachtauto darf nur innerhalb Bergedorfs fahren das hatte sich der Bezirk ausbedungen - nur nach telefonischer Bestellung. Am Straßenrand dürfen Frauen nicht aufgelesen werden. „Wir sind kein Taxiunternehmen. Zwei von uns haben eine Mietwagenkonzession erworben, um das Projekt auf die Beine zu stellen“, erklärt Karen Matthiesen von der GAL, die 1987 den entsprechenden Finanzierungs-Antrag der Grün-Alternativen im örtlichen Bezirksparlament mitformuliert hatte. Zwei Jahre dauerte es bis zum Start.

Lisa Schönemann

Apropos: Am 3. und 4.Februar findet in Hamburg ein bundesweites Frauen-Nacht-Taxi-Treffen statt. Anmendlungen unter 040-7211880.