Gebetsstunden für Kaschmir

■ 59 Tote und Ausgangssperre in Jammu Kaschmir / Im pakistanischen Teilstaat Azad Kaschmir protestieren Präsident Qayyum und Gläubige gegen Vorgehen der indischen Regierung

Islamabad (afp/taz) - Mehrere tausend Pakistaner haben am Montag in dem pakistanischen Teil des Kaschmirs gegen das gewaltsame Vorgehen der indischen Behörden gegen moslemische Demonstranten im indischen Unionsstaat Jammu und Kaschmir am Wochenende protestiert. Das regionale Fernsehen berichtete von 45 Toten im Verlaufe der Auseinandersetzungen in Srinagar, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates. Inzwischen hat sich die Zahl der Toten auf 59 erhöht. Rund 200 Menschen wurden verletzt. In dem pakistanischen Teil von Kaschmir gab es in der Bundeshauptstadt Muzzafarabad sowie in anderen Städten besondere Gebetsstunden für die „Märtyrer der Befreiungsbewegung Kaschmirs“.

Auf der größten Kundgebung marschierten Tausende Menschen mit Fahnen und Parolen in den Straßen von Muzzafarabad. Anschließend hätten sie dem UNO-Gesandten für Indien und Pakistan ein Memorandum übergeben, das die Vereinten Nationen dazu auffordere, das Vorgehen der indischen Sicherheitskräfte in dem „besetzten Kaschmir“ zu beenden, berichtete das regionale Fernsehen.

Auch der Präsident der pakistanischen Verwaltung Azad Kaschmir, Sardar Abdul Quayyum, verdammte das Vorgehen der staatlichen Kräfte in Srinagar. Er regte an, die Frage der Zugehörigkeit von Jammu und Kaschmir sowohl vor die UNO als auch vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen. Gewalt sei keine Antwort auf den Kaschmir-Konflikt, aber Indien scheint sich dafür entschieden zu haben, sagte Qayyum und fügte hinzu, daß in zwei der vier im pakistanischen Teil stationierten Divisionen Einheimische dienten, die mit der „Befreiungsbewegung“ sympathisierten.

Bislang konnte Neu Delhi den Vorwurf gegen Pakistan, die Sezessionsbewegung im indischen Unionsstaat zu schüren, nicht erhärten. Pakistan rechnet indes darauf, daß sich die zu 82 Prozent muslimische Bevölkerung im Falle eines Volksentscheids für den Anschluß an Pakistan ausspricht

sl.