Mit Diskussionen gegen Kindersuff

■ Klick lud Experten zum Gespräch über Jugendalkoholismus / Schauburg-Cafe brechend voll

Ob Bier oder Wein, ob Likör oder Schnaps - überall in Bremen können 15-jährige für Hausbar oder Fete einkaufen, ohne nach Ausweis oder Alter gefragt zu werden. Das hatte die Kinder -und Jugendzeitschrift „Klick“ gemeinsam mit der Verbraucherzentrale herausgefunden. Wie kommt das? , fragten sie sich und luden Experten zur Diskussion. Das Schauburg -Cafe platzte aus allen Nähten: Rund 15 Verantwortliche aus Senat, Handel, Wissenschaft und Selbsthilfevereinen saßen zwischen Schulklassen und „Klick„-Redaktion.

Für Hermann Krauß sind die Schnapsverkäufer lediglich einzelne „schwarze Schafe“. „Man

kann in Bremen an 4000 Stelllen Alkohol kaufen, rechnet man auch die Tankstellen mit ein. Ein Kaufmann hat die Gesetze zu beachten. Aber er ist nicht verpflichtet, nach dem Alter einer Käuferin zu fragen, wenn sie mit 15 aussieht wie 18.“

Wenn man schon nicht verhindern kann, daß Alkohol für Jugendliche frei erhältlich ist, wer klärt sie über die Gefahren auf? Brunhilde Christoph aus der Drogenabteilung des Senators für Bildung, Wissenschaft und Kunst: „Wir machen Schulveranstaltungen und versuchen die LehrerInnen über Fortbildungsveranstaltungen zu erreichen.“ Daß Lehrerfortbildung not tut,

bestätigt eine Lehrerin: Sie habe bereits mit dem Drogenreferat eine Fortbildung vereinbart, die Lehrpläne enthielten reichlich wenig Anregungen dafür, wie man das Thema Alkohol im Unterricht aufgreifen und aufbereiten kann. Für das mangelnde Engagement von LehrerInnen zum Thema Alkohol hat Peter Mücke vom Arbeitskreis Alkohol der Bremer Landesstelle für Suchtgefahren eine einfache Erklärung: „Der Alkoholismus ist auch unter Lehrern verbreitet! “

Ralf, Mitglied des Guttemplerordens: „Wir sind schon oft mit dem Angebot an Schulen herangetreten, dort über die Gefahren des Alkoholtrinkens zu informie

ren. Aber bis jetzt sind wir auf taube Ohren gestoßen.“ Die Senatsvertreterin will den Vorschlag aufgreifen. Adressenaustausch wird verabredet.

„Ich hätte wegen dem Alkohol damalsein Abi t geschafft“, berichtet Ralf weiter. Auch die anderen „trockenen“ Alkoholiker erzählen: Man schlittert irgendwie rein, ohne es zu merken. 25 Jahre kann es dauern, den Absprung zu finden.

Plötzlich große Einigkeit: Es ginge hier doch nicht um die Frage Alkohol, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Droge. Wie soll das funktionieren, wenn alle Erwachsenen trinken, wenn die Werbung uns weis macht, daß das Leben erst mit Alkohol so richtig easy wird? Hucky Heck, Ortsamtsleiter und Nicht-Trinker: „Bei jeder Fete steht Alkohol im Vordergrund. Es gehört Mut u nein zu sagenfrüher genauso wie heute - dieser Mut muß unterstützt werden. Das Leben ist übrigens nicht trister, sondern schöner ohne Alkohol - man kriegt einfach mehr mit.“

Und die Jugendlichen selbst? „Alkohol schmeckt mir gar nicht“, sagt eine, und:„Je mehr Alkohol verboten wird, auch von den Eltern, desto eher trinkt man.“ „Es gibt auch Gruppen, in denen man gerade dann akzeptiert wird, wenn man nicht trinkt.“ und: „Alkohol ist das Problem einer kränkelnden Gesellschaft.“ Kinder-und Jugenspsychiater Richard vom Zentralkrankenhaus Bremen-Ost: „Das Einstiegsalter wird immer jünger. Kinder fangen heute schon zwischen 10 uns zwölf an.“ Beate Ram