Frühstück für i-Dötzchen

6 Schulen machen die Türen schon um 7 Uhr auf für Frühstück, Mittagessen, Betreuung  ■  Foto: Jörg Oberheid

Erstens hatten die beiden Herren Senatoren überhaupt noch nie eine gemeinsame Pressekonferenz abgehalten. Zweitens soll der eine, Henning Scherf, in zwei Wochen nicht mehr der Jugend und dem Sozialen vorstehen, sondern das Bildungsressort von Horst-Werner Franke übernehmen. Und drittens war es einfach „eine ganz bahnbrechende Sache“, so Franke, was die beiden, ganz artig-kollegial-gemeinsam und betont freundschaftlich im Sinne eines „ganz behutsamen Amts -Übergangs“ (Scherf) gestern vorstellten:

An sechs Bremer Grundschulen in sogenannten sozialen Brennpunkten geht ab Februar schon morgens um sieben die Türe auf: in der Andernacher und Düsseldorfer Straße, Lüssumer Ring, Halmerweg, Kirchhuchting und am S-I-Zentrum Koblenzer Straße. Dann soll es freundliche LehrerInnen, ErzieherInnen und SozialpädagogInnen geben, die nicht nur zu einem Spiel oder einem netten Schnack bereit sind, sondern auch gratis Frühstück austeilen - für insgesamt 580 „vernachläsigte oder ungenügend geförderte deutsche und ausländische Kinder“, ausgesucht von LehrerInnen und Schulleitung. „Eine ganze Reihe Kinder wird um sieben schon von zu Hause weggeschickt, und viele davon ohne Frühstück“, erläuterte Franke den dringenden Bedarf an handfester Unterstützung und Betreuung „in einer Zeit, wo sich die Schule verstärkt der Not und den Beeinträchtigungen von Kindern annehmen muß, nicht nur der Wissensvermittlung“. „Das ist ein Schritt mehr in Richtung offene Schule“, probte Scherf schon mal das neue Vokabular, „da muß natürlich mehr passieern, als daß Lehrer lernen, wie man Frühstück verteilt.“ Behördlich geschätzter Bedarf der Aktion: 25 Prozent der Kinder für die Frühbetreuung, 20 für das Frühstück. Mittags gibt es dann ein verbilligtes Mittagesssen (7% der Kinder) und Hausaufgabenbetreuung. Gegen 14.30 machen dann die Halbtagsschulen die Türen wieder zu.

Vorläufig zwei Millionen Mark gibt es für das „bundesweit einmalige Modellprojekt“ (Franke), für vorläufig zwei Jahre. Falls der Bedarf an den Schulen enorm ansteigt, muß „neu nachgedacht“ werden, fand Franke. Und wenn die Uni Bremen und das WIS nach ihrer wissenschaftlichen Begleitung finden, daß sich das Ganze gelohnt hat, sollen die Chancen auf solche künftige feste Einrichtungen an diesen Standorten gut stehen. Mehr ist wohl erstmal nicht drin. S.P