Intergalaktische Serienkämpfe

■ RTL plus zeigt täglich „Flash Gordon“

Die Kultur der Fortsetzungsfilme, sei es nun Bonanza, Lindenstraße oder Die Schwarzwaldklinik, ist beileibe keine Erfindung des Fernsehens. Vielmehr übernahm das elektronische Medium diese Produktionsform vom Kino, wo in den Dreißigern, Vierzigern und noch bis Mitte der fünfziger Jahre Serien und Serials das Publikum in Atem hielten. Die Serials bestanden aus 20minütigen Episoden, die möglichst handlungsreich in bester exploitation-Manier das Personal in Bewegung und die ZuschauerInnen in Spannung hielten. Jede Folge endete mit einem cliffhanger, das heißt, Held oder Heldin verblieben in einer möglichst aussichtslosen Situation, die Auflösung gab es erst in der folgenden Episode, und die meisten der vornehmlich jugendlichen ZuschauerInnen waren gewiß wieder dabei. Nebenbei ein Prinzip, an das auch R. Zemeckis mit Zurück in die Zukunft II anknüpft.

Zwischen 1929 und 1956 entstanden 231 dieser Serials. Großhersteller waren die Hollywoodstudios Republic Columbia und Universal. In manch einer Universal-Produktion gibt es ein Wiedersehen mit den Kulissen berühmter Filme. Der schillernde Comic-Held Flash Gordon beispielsweise tummelte sich unter anderem in den Kulissen der legendären Frankenstein-Verfilmung aus dem Jahre 1931. Möglichst billig mußten die Serials erstellt werden, denn sie waren ja zum raschen Verbrauch bestimmt; Video- und TV-Auswertung gab es noch nicht. Da wurden auch schon mal einem Darsteller Dialogsätze gestrichen, weil die (genau festgesetzte) Gage für einen stummen Schauspieler entsprechend niedriger war.

Serien wie Bulldog Drummond oder Mr. Moto wurden im deutschen Fernsehen schon vorgestellt; jetzt zeigt RTL plus eines der klassischen Serials, das durch ein Spielfilm -Remake aus dem Jahre 1980 nicht ganz unbekannt ist: Flash Gordon. Wie so viele seiner Heldenkollegen aus den Western-, Piraten- oder Detektivserials war auch der athletische Flash ursprünglich eine Comicfigur, entworfen von dem Zeichner Alex Raymond. 1936 wechselte er auf die Leinwand und wurde verkörpert von dem ehemaligen Olympiaschwimmer Buster Crabbe, der auch schon als Tarzan durch die Studiolandschaften abenteuerte. In den 37 Episoden des ersten Serials, dem aufgrund des großen Erfolges später zwei weitere folgen sollten, kämpft Flash intergalaktisch gegen Ming, den Gnadenlosen, der teufelt und bösewichtelt, um die gute alte Erde zu zerstören. Dabei läßt er sich allerhand einfallen, pumpt Stickstoff in die Erdatmosphäre oder sät purpurnen und überaus giftigen Staub aus. Daneben haben es Flash, dem Dr. Zarkov (Frank Shannon) und die bezaubernde Dale Arden (Jean Rogers) zur Seite stehen, mit Planeten auf Kollisionskurs, mit Löwenmännern, Hexenköniginnen, den Baummenschen und anderem ungewöhnlichem Personal zu tun. Auf RTL plus steht nach einer tennisbedingten Pause Flash Gordon ab heute wieder täglich um 10.35 Uhr auf dem Programm.

Harald Keller