Radiodays: Donnertag/Freitag/Samstag/Sonntag

Es war einmal Anfang der achtziger Jahre dieses Jahrhunderts, da besann sich die Jugend wieder der alten Werte - ein Teil der Jugend wenigstens -, und die lernte denn auch flugs, auf den Weg zum Lebenserfolg umzuschwenken. Dieser Weg heißt in Deutschland „Ordnung und Disziplin“ die altbekannten preußischen Tugenden. Vater und Sohn gehen wieder mit Fliege und Smoking gemeinsam ins Theater, und nur vereinzelt streuen Splittergruppen Sand ins schnurrende gesellschaftliche Getriebe. Pünktlich zum Jahrzehntewechsel bringt nun der SFB 3 eine aufschlußreiche Sendereihe zum Thema Konservatismus in Deutschland. Der neue Schwenk zur Erhaltung des Guten, Wahren und Schönen fällt diesem Land aufgrund der geschichtlichen Erblast ungleich schwerer als den europäischen Nachbarländern. Autor Prof. Martin Greiffenhagen entfaltet in seiner Sendung die Abschnitte des Konservatismus zwischen Nostalgie und Modernität. Um 9.25 Uhr

Abends gibt es dann was Feines für Fans der Gegenwartsmusik. Der SFB 3 präsentiert einen Mitschnitt des Festival de Metz 1989 mit Werken von Pierre Boulez. Zum Warmhören vor den Berliner Inventionen '90 um 21.15 Uhr. Die Fortsetzung folgt morgen um 23 Uhr. Freitag

Heute abend im DLF gibt es wieder New Yorker Geschichten: Der Schlagzeuger Bobby Previte kriegt um 22.15 Uhr seinen großen Auftritt. In einem ausgedehnten Porträt wird der Musiker als universell einzusetzender Schlagzeuger und ungewöhnlicher Komponist vorgestellt. Das Programmheft gibt sich ansonsten mysteriös - ist Previte ein neuer „Geheimtip“? Samstag

Jedem Tierchen sein Pläsierchen lautet eine bekannte Volksweisheit, und man möchte ergänzen: jedem Berufsfeld seine ureigene Krankheit! Den Schauspielern jedenfalls sagt eine ganze Horde Analytiker Narzißmus und Exhibitionismus als treibende Kraft nach. Mit dieser üblen Nachrede möchte der SFB 1 scheinbar aufräumen und läßt die Betreffenden selber reden: Im ersten Auftritt der dreiteiligen Sendung Beruf oder Berufung sprechen berühmte Schauspieler über ihre Motivation. Ich spiele Theater, weil ich ein anderer sein möchte, kommt um 21.05 Uhr. Sonntag

Es herrschen schon komische Zeiten: Während momentan in den Ländern jenseits des früheren Eisernen Vorhangs Handzettel zur freien Marktwirtschaft weggehen wie warme Semmeln, bemüht sich die andere Seite um eine Schadensbekämpfung der Altlasten: In den USA beispielsweise hat sich beim Kampf um die neuesten Informationen ein unliebsamer Nebeneffekt eingestellt: Selbst die Regierung läuft Gefahr, auf dem freien Markt käuflich zu werden. So jedenfalls sieht das Marcy Kaptur, demokratische Abgeordnete aus Ohio. Genaueres über Die Ratgeber von Washington, die ihre Worte teuer verkaufen, erfahren die Freunde von Politthrillern in einem Feature von Christian Scholz. SFB 3, um 15.05 Uhr

Rashomon im Hörfunk? Das ist mutig, werden die KennerInnen des gleichnamigen Kurusawa-Klassikers denken. Doch der Prosatext des japanischen Erzählers Akutagawa wirkt mit seiner skurrilen Verwirrung von Motiven, Handlungen und Schauplätzen auf der „inneren Bühne“ des HörerInnenbewußtsein vielleicht noch spannender. Im Gestrüpp wurde die Leiche eines Ritters gefunden. Ermordet! Aber wer ist der Täter? Die Anhörung der Frau des Ritters, eines verdächtigen Räubers und schließlich des Geistes des Toten ergeben nur ein Lügennetz... WDR 3, um 16 Uhr

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