Sihanouk will Image retten

■ Sihanouk tritt als Chef der Rebellenkoalition zurück / Grund: Zunehmende Kritik aus dem Auslands

Peking/London (taz/afp) - Wie schon so oft, ist der kambodschanische Oppositionspolitiker Prinz Norodom Sihanouk erneut als Chef der Rebellenkoalition zurückgetreten. In einem in Peking am Mittwoch veröffentlichten Kommunique begründete Sihanouk seinen Schritt mit „Feindseligkeiten“ gegen seine Person, die sich seit dem Scheitern der Pariser Kambodscha-Gespräche im August gehäuft hätten. „Bestimmte Regierungen der freien Welt“ sowie französische, amerikanische und australische Zeitungen hätten ihn als Komplizen der Roten Khmer bezeichnet. Zudem kündigte er an, daß er künftig an keiner internationalen Kambodscha -Konferenz mehr teilnehmen werde. Auch weitere Kontakte mit Medienvertretern, Diplomaten und Politikern schloß er aus. Nicht betroffen davon seien seine „Freunde in der Volksrepublik China und der Demokratischen Volksrepublik Korea“. Nachdem Sihanouk bereits vor einem Jahr die Führung seiner eigenen Widerstandsfraktion gegen das Regime Hun Sen an seine Frau Monique abgegeben hat, verfügt er nun über kein einziges offizielles politisches Amt mehr. Nicht zuletzt seine zuweilen hysterischen Pressekundgebungen haben Zweifel an den politischen Winkelzügen des Prinzen aufkommen lassen. Aber gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt zeugt sein Rücktrittsmanöver durchaus von politischer Weitsicht. Das Pariser Treffen des UNO-Sicherheitsrates stellte vergangene Woche immerhin eine UNO-Friedenslösung nach dem Vorbild Namibias in Aussicht. Und bereits am 26. Januar will sich die Phnom Penher Regierung unter Hun Sen vor die Frage stellen, ob auch sie den Führungsanspruch der Partei aufgeben soll. Dann allerdings wäre die Reihe an der antivietnamesischen Widerstandskoalition, den UNO-Sitz zu räumen, über den sie noch immer unter Einschluß der Roten Khmer verfügt. Damit wäre eine weitere Voraussetzung für die UNO-Lösung und schließlich freie Wahlen geschaffen, an denen Sihanouk teilnehmen will. Sihanouk ist sich durchaus bewußt, daß er aufgrund seiner politischen Unberechenbarkeit vielen ungeduldigen Beobachtern zunehmend als unzurechnungsfähig gilt. Verübelt wurde ihm überdies die Tatsache, daß er sich mit der militärischen Potenz der Roten Khmer in der jüngsten Kambodscha-Offensive einmal mehr in eine bessere Ausgangsposition bomben wollte. Mit seinem Rücktritt als Chef der Guerilla und dem so gewonnenen politischen Spielraum hat Sihanouk wieder Chancen, rechtzeitig zu den Wahlen als „elder statesman“ ins Rennen zu gehen. Seine westlichen Verbündeten, insbesondere Frankreich und die USA, dürften jetzt auch wieder bereitwilliger finanzielle und Waffenhilfe an die Wiederstandsfraktion des ehemaligen Königs fließen lassen. Nachdem er allerdings mit den Roten Khmer im Kampf gegen das Phnom Penher Regime unter Hun Sen paktiert hat, wird es ihm schwerfallen, das Vertrauen der kambodschanischen Bevölkerung wiederzugewinnen. Nicht anders als der ehemalige König von Kambodscha verloren die meisten Kambodschaner enge Angehörige unter der Schreckensregentschaft der Roten Khmer von 1975 bis zur Invasion der Vietnamesen 1979.

Simone Lenz