Fusion abgelehnt - MAN dieselt ohne Sulzer weiter

■ Ministerentscheid: Haussmann sieht keine gesamtwirtschaftlichen Vorteile

Berlin (taz)- Bundeswirtschaftsminister Haussmann hat am Donnerstag bekanntgegeben, daß er die Übernahme des Schiffdieselbereiches der schweizerischen Sulzer AG durch MAN nicht genehmigen werde. Die beiden Konzerne kontrollieren zusammen 80 bis 90 Prozent des Weltmarktes für diese Motoren. Gesamtwirtschaftliche Vorteile seien nicht zu erkennen: „Alleine die Tatsache, daß die Antragsteller glauben, sich ohne eine den Welktmarkt beherrschende Marktstellung von ihren Aktivitäten im Großmotorenbau trennen zu müssen, ist kein ausreichender Grund, die Entstehung einer marktbeherrschenden Stellung zu rechtfertigen“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.

Bis letzte Woche hatten die Konzernchefs noch bei der Haussmann-Behörde lobbiiert, um den Deal genehmigen zu lassen. Zuvor hatten schon Bundeskartellamt und Monopolkommission den Deal abgelehnt.

Die MAN-Tochtergesellschaft „B&W“ verfügt derzeit über einen Marktanteil von 43 Prozent, Sulzer über 32 Prozent und die französische MAN-Beteiligung Pielstick über rund fünf Prozent. Ansonsten sind auf dem Markt nur noch der japanische Hersteller Mitsubishi und der finnische Konzern Wärtsilä mit sieben bzw. vier Prozent präsent. Bei den großen 2-Takt-Dieselmotoren kommt B&W auf über 50 und mit Sulzer auf über 90 Prozent; den Rest hält Mitsubishi.

Besonders lukrativ sind in diesem Geschäft die Lizenzeinnahmen. Zusammen käme die Kombination B&W, Pielstick und der Sulzer-Bereich auf einen Umsatz von 1,8 Milliarden DM. Jetzt sollen Mitsubishi und Wärtsilä ein starkes Interesse daran haben, dem Sulzer-Konzern dieses Geschäft abzukaufen.

Besonders abenteuerliche Spekulationen hatte zu Monatsbeginn das Börsianer-Blatt 'Platow-Brief‘ verbreitet. Demzufolge blieben für MAN nur zwei Möglichkeiten: den Firmenbesitz nach außerhalb des Geltungsbereichs des Kartellamts zu verlegen, also ins Ausland, oder den Kauf von Sulzer über einen Strohmann. Beides sei allerdings unwahrscheinlich, schon allein deshalb, weil MAN, größter europäischer Maschinenbaukonzern, beachtliche öffentliche Aufträge erhalte, die dann gefährdet wären.

diba