Zunächst weiter Pepsi

Coca-Cola: Werbeverbot in der taz nicht abgesprochen  ■ Mit dem FEELING auf du und du

Berlin (taz) - „Sicher können wir davon ausgehen, daß denn auch 'ab sofort‘ bei Ihnen der Grund entfällt, nur noch Pepsi zu trinken“, schrieb uns der freundliche Öffentlichkeitsarbeiter von Coca-Cola GmbH. „Ausdrücklich“ erklärte er, daß der Werbeboykott der Agentur „panroyal“ gegen die taz „nicht mit uns abgestimmt wurde“. Zur Erinnerung: Wir hatten das von unseren Spitzenpolitikern vor dem Schöneberger Rathaus gekrächzte Deutschlandlied als Schallfolie der taz-Weihnachtsausgabe beigelegt. Ein paar Tage später reagierte Klaus Hinnenberg, Chef der Wuppertaler Werbeagentur „panroyal“, mit der Mitteilung „Sie sollten sich schämen“ und der Ankündigung, die von ihm geführte Agenturgruppe unterliege ab sofort der Geschäftsanweisung, uns „bei der Vergabe von Anzeigenaufträgen nicht zu berücksichtigen.“ Zur prominenten Kundschaft Hinnenbergs gehört neben Alfa Romeo, Neckermann und Opel auch Coca-Cola. Als Reaktion auf Hinnenbergs Schreiben hatte die taz -Wirtschaftsredaktion bekanntgegeben, ab sofort nur noch Pepsi zu trinken (taz vom 5.1.).

Die Angelegenheit zog ihre Kreise, in der Werbeszene vor allem, seit auch das Fachblatt 'Horizont‘ den Vorgang berichtete. Mitgeteilt wurde uns daraufhin unter anderem, daß Herr Hinnenberg sonst eher als rheinische (oder, bitte, bergische) Frohnatur gelte und durchaus die eine oder andere Bemerkung über Kanzler Kohl getan habe. Seltsam kam uns auch vor, daß der Agenturchef für einen Getränkehersteller arbeitet, der sich - außer vor Pepsi - vor nichts anderem mehr fürchtet als vor Schaden am Image des Lockeren.

Schließlich nahm sich Heide Pfarr (SPD), Berliner Senatorin für Bundesangelegenheiten, des Falles an. Im Rahmen eines deutsch-sowjetischen Seminars der Friedrich-Ebert-Stiftung erklärte sie zum Verhältnis von Medien und Kapital: „Wirtschaftliche Macht wird aber auch schon mal ganz offen und unverblümt demonstriert.“ Sie schilderte den Gästen die Hinnenberg-Affäre und schloß: „Ein kleines Beispiel nur, wie publizistisches Wohlverhalten mit ökonomischem Druck erzeugt werden soll.“

Nun, Coca-Cola hat mitgeteilt, den Fall prüfen zu wollen und sich wieder bei uns zu melden. Bisher ist das nicht geschehen. Einstweilen - Madonna stehe uns bei - bleiben wir also bei der Konkurrenz mit dem „Geschmack einer neuen Generation“.

diba