CSSR bestätigt Atom-Unfallserie

■ Zahlreiche Störfälle in Anlage zur Uranaufarbeitung / Tödlicher Zwischenfall in Forschungsreaktor / Auch bundesdeutsches Uranerz wird in der CSSR verarbeitet

Berlin (taz/dpa) - Die Berichte über Unfälle in tschechoslowakischen Atomanlagen häufen sich. Nach Angaben von „Greenpeace Österreich“ hat es in der südböhmischen Uranerz-Aufbereitungsanlage Mape bei Mydlovary nach einem Unfall 1960 auch im Jahr 1964 einen weiteren Zwischenfall gegeben wie auch in den Jahren darauf.

Beim Unfall von 1964 sei kontaminiertes Wasser über die Dämme der Teiche um die Anlage bei Budweis, in die damals die radioaktiven Abwässer eingeleitet worden seien, in die Moldau gelangt. Wie bei dem Unfall von 1960, den Greenpeace zu Wochenbeginn bekannt gemacht hatte, sei die Bevölkerung nicht informiert worden. Die tschechoslowakische Zeitung 'Svobodne Slovo‘ berichtet außerdem über einen tödlichen Störfall im Forschungsreaktor von Jaslovske Bahunice. In dem Reaktor seien im Jahr 1976 zwei Menschen beim Wechseln der Brennstäbe ums Leben gekommen.

Die Atombehörde und das Landwirtschaftsministerium in Prag haben inzwischen die von der Umweltorganisation genannten Störfälle bestätigt, die behaupteten Folgen jedoch abgestritten. Greenpeace hatte Zahlen vorgelegt, wonach die Krebsrate im Kreis Budweis 1.000mal höher sei als in der übrigen CSSR. Die Verheimlichung der Störfälle habe „der damaligen Praxis entsprochen“, erklärten die Behörden. Die Greenpeace-Behauptungen sollen nun im einzelnen von einer unabhängigen Kommission untersucht werden. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Luise Teubner, erinnerte daran, daß seit einiger Zeit auch bundesdeutsches Uranerz aus der Anlage in Menzenschwand im Schwarzwald bei Mape verarbeitet werde. Noch im Oktober 1989 habe Umweltminister Töpfer auf eine Anfrage der Grünen geantwortet, er gehe davon aus, „daß in der CSSR die international anerkannten Rahmenvorgaben bezüglich kerntechnischer Sicherheit und Strahlenschutz beachtet werden“. Gegen die Aufarbeitung von Uranerz aus Menzenschwand in der CSSR bestünden „deshalb keine Bedenken“. Zu Berichten über angeblich eingetretene „schlimme gesundheitliche Folgen“ bei Arbeitern aus der Uranerz-Aufarbeitung in der CSSR könne die Bundesregierung keine Stellung beziehen. Die Grünen fordern den „sofortigen Stopp aller Urantransporte in die CSSR“.

gero