Leinens geschönte Daten

■ Öko-Gutachter und Bürgerinitiative haben Sicherheitsbedenken gegen die geplante Giftmülldeponie im Saarland

Saarbrücken (taz) - Kurz vor der Landtagswahl am Sonntag ist die Politik von Umweltminister Jo Leinen nochmals unter Beschuß geraten. Der Grund: Massive Zweifel an der Sicherheit des Standortes für die geplante zentrale saarländische Giftmülldeponie unmittelbar an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz bei Eft-Hellendorf. Während Leinen und die SPD-Landesregierung den Standort, allen Widerständen zum Trotz, durchboxen wollen, weist eine jetzt vorgelegte Expertise zweier geowissenschaftlicher Büros aus Hannover entscheidende Mängel just in dem Gutachten nach, das von Leinen stets als Kronzeuge für die Sicherheit des Standortes herangezogen wird. Gravierende fachliche Fehlinterpretationen, selektive Wertungen, methodische Fehler und sogar „rechnerische Korrekturen von Untersuchungsergebnissen“, die insgesamt zu einer falschen Bewertung des Standortes führten, wirft die örtliche Bürgerinitiative anhand des Gegengutachtens des Büros „Pan -Geo“ und „Gruppe Ökologie Hannover“ dem Kronzeugen -Gutachten der Landesregierung vor. Die BI-Gutachter befürchten, daß eine Verseuchung des Grundwassers „langfristig unvermeidlich“ ist. Auf rheinland-pfälzischer Seite wird das Gelände unmittelbar an der Deponie aber zur Versorgung mit Trinkwasser genutzt.

Inzwischen hat auch das Nachbarland massive Bedenken angemeldet. Stellungnahme des Geologischen Landesamtes in Rheinland-Pfalz: Wichtige Fragen seien in dem Gutachten der Saar-Landesregierung ausgeklammert worden und in einem Fall seien sogar Daten „geschönt“ worden. Zu einer wichtigen Untersuchung am Deponiestandort sind die Mainzer Experten trotz vorheriger Zusage nicht hinzugezogen worden. Der SPD -Umweltminister muß sich zudem vorwerfen lassen, daß in Eft -Helldendorf der nach dem Entwurf der Technischen Anweisung vorgeschriebene Mindestabstand von 300 Metern zum nächsten Wohnhaus nicht eingehalten werden kann. Das Fazit der Öko -Gutachter: „Der Standort ist ungeeignet“.

Thomas Krumenacker