Töpfer - das Opfer von „Saartümelei“?

■ „Ach wissen Sie, Karrieren“ - Der Wahlverlierer bedauert sich / Oskar, Oskar über alles - Die SPD im Freudentaumel

Berlin (taz) - Umweltminister Klaus Töpfer klagte nach dem Abschneiden seiner Partei: „Wir werden morgen darüber befinden, wie wir weiter arbeiten werden.“ Befragt, ob der „Tiefschlag“ für die CDU seine Karriere treffen könnte, meinte er nur: „Ach Gott, wissen Sie, über Karrieren sollte man nicht sprechen.“ Zurück blieben für ihn ein „bitteres Gefühl“ und die Erkenntnis, daß eine „Saartümelei“ den Wahlausgang entscheidend beeinflußt habe, obwohl doch in Bonn seit Monaten „hervorragende Politik“ gemacht wird. Er habe an der Saar die CDU wieder aufgebaut, und die Partei habe einen sehr engagierten Wahlkampf geliefert. Er betonte zugleich, daß andere Argumente, die nicht mit landespolitischen Themen zu tun hatten, den Wahlkampf an der Saar überlagert hätten. Auch CDU-Generalsekretär Volker Rühe hat den Ausgang der Wahl im Saarland zum „regionalen Ergebnis“ erklärt, das nicht dem Bundestrend entspreche. Von Bedeutung sei nur, daß die Sozialdemokraten nun ihren Kanzlerkandidaten hätten.

Auch FDP-Spitzenkandidat Horst Rehberger erkannte in dem Verlust der zwei von früher fünf Landtagssitzen einen herben „Rückschlag“. Anders als Töpfer machte er die Frage der Kanzlerkandidatur Lafontaines fast ausschließlich für den Wahlausgang verantwortlich. Den Sozialdemokraten sei es gelungen, „von landespolitischen Themen abzulenken und die Wahl zu einer Volksabstimmung über die Kanzlerkandidatur zu machen“.

Der Bonner FDP-Fraktionvositzende Mischnik nannte den Wahlausgang „unbefriedigend, aber nicht ganz unerwartet“. Die Nicht-Wähler hätten die Wahl entschieden.

Der SPD-Erfolg war für den SPD-Landesvorsitzenden Friedel Läpple eindeutig auf die Person Lafontaine zurückzuführen: Er habe den Saarländern ein neues „Wir-Gefühl“ gegeben. Die SPD-Bundesgeschäftsführerin Anke Fuchs sieht nun eine „traumhafte Vorlage“ für die Sozialdemokratenfür zur Bundestagswahl im Dezember. Oskar habe einen „grandiosen Wahlsieg“ errungen. Zur Frage, ob Lafontaine nunmehr endgültig Kanzlerkandidat werde, sagte sie nur, es sei „klar, wie die Entscheidung gehen wird“. Als großartigen Erfolg würdigte auch der SPD-Spitzenkandidat für die niedersächsische Landtagswahl im Mai, Gerhard Schröder, die ersten Hochrechnungen aus dem Saarland. Das Ergebnis zeige, wie richtig es war und ist, auch die sozialen Fragen zum Gegenstand der Auseinanersetzung zu machen.

Für den Grünen-Sprecher Ralf Fücks ist das schlechte Abschneiden seiner Partei Beleg, daß die Grünen „noch zu weit von ihren eigenen Themen entfernt sind“. Angesichts der „großen Wiedervereinigungskoalition von SPD bis CSU“ seien sie immer noch ziemlich sprachlos. Wenn die nationalen Emotionen verflogen seien, würden aber die grünen Themen der Zukunft bleiben. „Insofern ist mir um die Zukunft der Grünen nicht bange“.

Rep-Chef Schönhuber fühlte sich durch das Scheitern seiner Partei „nicht zu Tränen gerührt“. Wenn er die Verluste der anderen betrachte, hätten die Republikaner gar nicht mal nicht schlecht abgeschnitten.