: Lafontaine ringt im Urlaub mit sich
■ Vogel schlägt ihn als Kanzlerkandidat vor, doch noch ziert er sich / Wütende Angriffe Blüms gegen den Wahlgewinner
Bonn (afp/taz) - Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine will während eines etwa dreiwöchigen Urlaubs darüber entscheiden, ob er die „ehrenvolle Aufgabe“ annimmt, als Kanzlerkandidat der SPD bei der Bundestagswahl im Dezember anzutreten. Nach einer Sitzung des Parteivorstandes in Bonn betonte Lafontaine noch einmal, daß er Zeit brauche, seinen Erfolg bei der Saar-Landtagswahl am Vortag zu verkraften. Man solle seinen Wunsch nach einer Bedenkzeit nicht als „Koketterie“ werten. SPD-Chef Hans-Jochen Vogel kündigte immerhin offiziell an, daß er Lafontaine dem Parteivorstand zur Nominierung als Kanzlerkandidat vorschlagen werde. Lafontaine selbst erklärte, er sehe sich durch die Absicht Vogels „stark in die Pflicht genommen“. Nach seinem Urlaub werde er sich „durchringen“, seine Entscheidung kundzutun.
Unter den Reaktionen der Parteien nach der Saarwahl ragen die heftigen Angriffe von Bundesarbeitsminister Blüm gegen Lafontaine heraus. Blüm zieht am 13.Mai als CDU -Spitzenkandidat gegen Platzhirsch Johannes Rau in die nordrhein-westfälische Landtagswahl. Lafontaine sei „ein republikanisches Extrem“, der im Wahlkampf die „Bälle der Republikaner aufgenommen“ und deren „extreme Politik“ vertreten habe, sagte Blüm. Lafontaines „Kampf gegen Aus und Übersiedler“ habe „fatale Ähnlichkeit“ gehabt mit dem, was die REPs sagten. Der Saarländer habe in einem „Wahlkampf der Unbarmherzigkeit“ den „blindwütigen Egoismus“ gepredigt. Zwar sei es gut, daß die REPs nicht im neuen Landtag säßen, aber der Preis sei hoch, denn „an der Saar haben die Sozialdemokraten die Republikaner mit ihren Parolen bereits verinnerlicht“. Für die NRW-Wahl ist für Blüm die Deutschlandpolitik noch mehr „ins Zentrum gerückt“. Siehe Seite 5
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