US-Air-Force verläßt Flugplatz Zweibrücken

■ Transport- und Aufklärungsstaffeln werden bis Ende 1993 abgezogen / Vorfreude der Rheinland-Pfälzer zu früh / Bonn: Nutzung durch andere Nato-Partner möglich / Lufthansa an einem Charter- und Frachtflughafen nur mäßig interessiert / Lokalpolitiker beunruhigt

Mainz (taz) - Die US-Air-Force schließt ihren US-Flugplatz Zweibrücken und gibt das Gelände an Bonn zurück. Die in Zweibrücken stationierten US-Transport- und Aufklärungsstaffeln werden allerdings erst bis Jahresende 1993 abgezogen. So der Beschluß des US -Verteidigungsministers Cheney, der gestern in Rheinland -Pfalz hohe Wellen schlug.

Die künftige Nutzung der Airbase Zweibrücken war gestern noch unklar. Der Mainzer Innenminister Rudi Geil (CDU) kündigte an, eine zivile Nutzung des Zweibrücker Flughafen werde geprüft. Geil denkt dabei an Charterflüge und Frachtverkehr. Sollte sich Zweibrücken als dafür ungeeignet erweisen, könne man immer noch Industrie ansiedeln. Geil forderte von Bonn finanzielle Hilfe, da der Air-Force-Abzug ein Loch in die dortige Infrastruktur reiße. Der Innenminister erwähnte vor allem Mittel aus der früheren Zonenrandförderung.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Stefan Lang, dämpfte indessen Geils Optimismus: Es stehe keineswegs fest, ob das Gelände fortan zivil genutzt wird. Es könne auch anderen Nato-Interessenten oder der Bundesluftwaffe überlassen werden. Das Pentagon habe nur deshalb so frühzeitig informiert, damit Bonn über die Weiterverwendung in Ruhe beraten könne. Lang schloß gegenüber der taz weitere Truppenreduzierungen nicht aus: „Diese hängen aber vom Verlauf der Wiener Abrüstungsverhandlungen ab.“

Zweibrücken drängt auf eine „baldige Entscheidung“. Der Vize-OB der 35.000 Einwohner zählenden Stadt, Jürgen Lambert (CDU), ist sich im klaren darüber, daß die zivile Nutzung noch in den Sternen steht. Der Einschnitt sei tief: 375 deutsche Zivilbeschäftigte müssen sich einen neuen Job suchen. Rund 500 bis 1.000 Vermieter verlieren ihre Mieteinnahmen, wenn die Air-Force-Familien Zweibrücken verlassen.

Lambert gibt Geils Traum vom Frachtflughafen kaum Chancen. Vorsondierungen bei der Lufthansa hätten gezeigt, das dort „kein vitales Interesse besteht“. Den Bedarf für die Region Saar/Pfalz deckt bereits der nahegelegene Flughafen Saarbrücken.

Der Abzug der Air Force scheint für Zweibrücken noch zu bewältigen. Immerhin bleibt der Stadt noch die Garnison der US-Army erhalten. Dort sind 1.000 ZivilistInnen beschäfigt. „Wenn die Army auch noch wegginge, stünden wir vor einer Katastrophe“, ängstigt sich OB Lambert. Soviele neue Arbeitsplätze wären im exportorientierten Zweibrücker Metallgewerbe nicht zu schaffen.

Daß „nur“ Zweibrücken dichtgemacht wird, ist für die SPD in Rheinland-Pfalz ein Enttäuschung. SPD-Landeschef Rudolf Scharping hatte noch in der vergangenen Woche gefordert, „zwei oder drei Militärflugplätze in regionale Luftverkehrslandeplätze umzuwandeln“. Scharping hatte dabei auch die größere Air-base in Sembach bei Kaiserslautern im Blick.

Doch dort wird sich vorerst nichts tun. Kaiserslauterns OB Gerhard Piontek (SPD) sieht das mit gemischten Gefühlen: „Friedenspolitisch wäre der schnellstmögliche Abzug zu wünschen. Arbeitmarktpolitisch aber sind wir froh, daß wir noch Zeit bekommen, uns auf den Abzug vorzubereiten.“ „Denn Zweibrücken“, so meint Piontek, sei „nur der erste Einstieg. In zwei, drei Jahren ist dann Sembach dran - vielleicht auch schon früher.“

jow