Bewaffneter Aufstand im Kosovo?

■ Serbische Zeitungen berichten von Barrikadenkämpfen/ Generalstreik in Pristina geht weiter

Berlin (afp/taz) - Seit dem Wochenende haben sich die Kämpfe zwischen albanischen Demonstranten und Sicherheitskräften auf die gesamte Region Kosovo ausgedehnt. Am Dienstag demonstrierten wiederum tausende Albaner in Podujevo, Orahovac und Kosovska Vitina. In Pristina, der Hauptstadt der Region, ging der Generalstreik weiter. Offiziell werden acht Tote bei den Kämpfen vom Wochenende zugegeben. Allein am Montag sollen 20 Menschen verletzt worden sein. Immer noch ist es den serbischen Sicherheitskräften erlaubt, von der Schußwaffe Gebrauch machen, und sie gehen brutal gegen die Demonstranten vor.

Doch offensichtlich haben die Repressionsmaßnahmen ihr Ziel nicht erreicht. Vor allem am Abend eröffneten nun auch bewaffnete Albaner das Feuer auf die serbischen Sondereinheiten, heißt es in der serbischen Presse. Am späten Montag abend mußten eingekesselte Polizisten von Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Junge Albaner sollen sich nach Meldungen der jugoslawischen Presseagentur Tanjug in die Wälder zurückgezogen haben. Eine Gruppe albanischer Jugendlicher umstellten das serbische Dorf Veliko Hoca und drohten, es anzugreifen. Auch in anderen Gegenden haben die Sicherheitskräfte die Kontrolle verloren.

In der nördlichen Stadt Podujevo, einem der Zentren des albanischen Widerstands, versuchten dagegen andere albanische Gruppen in einer „Erklärung für Demokratie und gegen Gewalt“ zur Ruhe aufzurufen. Auch in Pristina wirkten albanische Intellektuelle mäßigend auf ihre Landsleute ein.

Doch bisher behalten die radikaleren Gruppen die Oberhand. Die Demonstranten werden in dem von Serben kontrollierten Rundfunk als „Terroristen“ diffamiert. Noch ist die Lage unübersichtlich. Nach den Erfahrungen mit den Pressekampagnen in Serbien könnten einzelne Ereignisse auch hochgespielt werden, um die Armee zum Eingreifen zu zwingen.

Innenminister Petar Gracanin und der stellvertrenden Ministerpräsident Zivko Pregl haben sich am Dienstag hinter verschlossenen Türen mit offizellen Vertretern der Provinz Kosovo getroffen.

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