Kundschaft soll an Süßem schlucken

■ Tengelmann bietet ab Mai Pralinen in eßbarer Verpackung an DDR-Produkte künftig auch daheim zu kaufen

Mülheim/Ruhr (dpa) - Die schon häufiger mit spektakulären Umweltschutzaktionen hervorgetretene Tengelmann-Gruppe zieht jetzt gegen überflüssige und/oder umweltschädliche Verpackung zu Felde. Bei der am kommenden Sonntag in Köln beginnenden Süßwarenmesse will sie als „Weltpremiere“ eine eßbare und damit besonders umweltschonende Variante vorstellen. Der geschäftsführende Gesellschafter des weltweit bedeutenden Lebensmittelanbieters mit 3.500 Filialen allein in der Bundesrepublik, Erivan Haub, hat außerdem in einem offenen Brief die Lieferanten aufgefordert, die „Verpackungsflut“ einzudämmen.

Für die „Premiere“ sorgt die Mülheimer Schokoladen- und Süßwarenfabrik Wissoll, Stammhaus der Tengelmann-Gruppe. Eßbar wird der bisher aus Kunststoff hergestellte Einsatz in den Schachteln für zunächst vier Pralinensorten sein: Er wird künftig aus Waffelteig mit Vanillegeschmack gebacken. Für den Anfang bedeutet das, wie Haub sagte, den Verzicht auf 180 Tonnen Kunststoff im Jahr - und möglicherweise eine „Initialzündung“ für „revolutionierende Veränderungen“ auf dem Verpackungsmarkt. Ende Mai sollen die Pralinen mit der nahrhaften „Hülle“, die den Angaben zufolge nicht teurer ist als Kunststoff, in den Handel kommen.

In speziellen „Shops“ in den staatlichen HO- und Konsumläden der DDR will Tengelmann gegen DDR-Mark ein spezielles Sortiment, vor allem Südfrüchte, Kaffee, Süßwaren und Artikel der Eigenmarke A&P anbieten, die der Konzern zum Teil aus der DDR bezieht. Haub wies darauf hin, daß es bis 1945 im damaligen Mittel- und Ostdeutschland mehr Tengelmann -Läden und Kaiser's Kaffee-Geschäfte gegeben habe als im Westen. Nach Kriegsende seien seiner Unternehmensgruppe dort rund 1.600 Filialen verlorengegangen.