Polizeilicher Telefonterror?

■ Wohnungsnot-Aktivisten von Zürich werden bedroht

Zürich (taz) - Ruf doch mal an! Bislang unbekannte Polizisten in Zürich scheinen das muntere Werbesprüchlein der Post auf ganz besondere Art interpretiert zu haben: Aktivisten der Bewegung gegen Wohnungsnot wurden in jüngster Zeit telefonisch belästigt und bedroht - teilweise, so stellte sich jetzt heraus, von Telefonanschlüssen der Polizei aus. Kurz vor Weihnachten tauchten in Zürich Flugblätter auf, in denen angebliche „Drahtzieher“ der Wohnungsnot-Bewegung namentlich samt Adresse, Telefonnummer, teilweise gar Autokennzeichen aufgeführt und als „Kanalratte“ oder „perverse Sau der linken Szene“ beschimpft wurden. Die Pamphlete enthalten neben der Androhung „vaterländischer Prügel“ auch eine kaum versteckte Aufforderung zur Brandstiftung („Altbau mit Holztreppe“). Bei einigen der Genannten häufen sich seither anonyme Drohanrufe. Einige dieser Anrufe, so ergaben nun Fangschaltungen der Post, wurden von Dienstapparaten der Zürcher Polizei aus geführt. Drei Betroffene haben jetzt gegen unbekannte Beamte der Zürcher Stadt- und Kantonspolizei Anzeige wegen Mißbrauchs des Telefons, öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit erstattet. Wegen des laufenden Verfahrens beliebte die Polizei vorerst nicht zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

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