Bulgariens KP zerstritten

■ Spaltung der Partei nicht mehr ausgeschlossen / Opposition lehnt Mladenow-Angebot zur Regierungsbeteiligung ab

Sofia (dpa/afp/ap) - Der zweite Tag des Außerordentlichen Kongresses der Kommunistischen Partei Bulgariens stand am Mittwoch im Zeichen leidenschaftlicher Diskussionen ohne Aufschluß über die Richtung der angestrebten Reformer. „Meinungsverschiedenheiten und die wilden Leidenschaften werden uns zugrunde richten“, warnte einer der über 2.700 Delegierten vor einer Zersplitterung der Partei. Ein anderer forderte unter Beifall: „Einheit, Einheit und nichts als Einheit!“

Die Vertreter des Reformflügels, die auf dem Kongreß in der Minderheit blieben, denken zwar noch nicht an Parteiaustritt. Doch die parteiinterne Opposition „Alternative Sozialistische Vereinigung“ (ASV) und mehrere sozialdemokratische Strömungen haben offensichtlich die Hoffnung aufgegeben, die Partei von innen heraus reformieren zu können. Die Beratungen seien „enttäuschend“, die Delegierten seien nur zum Applaudieren gekommen, sagte der ASV-Vorsitzende Nicolai Wassiljew. Seine Gruppierung habe auf dem Parteitag vergeblich für eine Umwandlung der KP in eine sozialdemokratische Partei plädiert.

Die Opposition des Landes hat unterdessen die von KP-Chef Mladenow angebotene Beteiligung an der Regierung abgelehnt. Der Sprecher des Oppositionsbündnisses Union der demokratischen Kräfte, Petar Beron, sagte laut Radio Sofia, die Union weise das Angebot zurück, schon vor freien Wahlen in die Regierung einzutreten.

Sie bestehe aber nicht mehr darauf, die Wahlen von Mai auf November zu verschieben, und lasse sich dabei von der Überlegung leiten, daß dem von den Kommunisten beherrschten derzeitigen Parlament keine wirklichen Reformen zuzutrauen seien.