Bagdad dementiert Massaker

■ Menschenrechtsgruppe spricht von 10.000 Toten im Südirak / „ai„-Erklärung erwähnt große Zahl von Opfern / Das Militär ist angeblich auf der Suche nach Deserteuren in den Sumpfgebieten

Nikosia/Berlin (ap/taz) - Ein irakischer Regierungssprecher hat am Mittwoch Berichte zurückgewiesen, nach denen die Armee im Süden des Landes bei der Suche nach Deserteuren ein Massaker verübt haben soll. Im Informationsministerium in Bagdad hieß es, die Regierung lade ausländische Journalisten in die betreffenden Gebiete ein, damit sie sich selbst ein Bild von der Lage machen können. Die Landespresse machte sich gestern über die Berichte einer irakischen Menschenrechtsgruppe lustig, in denen von 10.000 Opfern die Rede war.

Sehr viel zurückhaltender als der bereits vergangenen Freitag veröffentlichte Bericht der in London ansässigen Organisation war eine Erklärung von amnesty international vom Dienstag formuliert. ai habe Berichte erhalten, in denen von der „Tötung einer großen Zahl von Menschen, darunter vielen Zivilisten und Deserteuren“, die Rede sei. Im Rahmen einer Militäroperation in dem mehrheitlich von schiitischen Moslems bewohnten Südirak seien zwischen dem 10. und 23.Januar mehr als dreißig Dörfer angegriffen worden. Die Berichte deuteten darauf hin, daß sie mit der Suche nach Hunderten von Deserteuren im Zusammenhang stünden, die in den Sümpfen des unteren Zweistromlandes seit Jahren Zuflucht gesucht hätten.

In einer separaten Erklärung berichtete die Patriotische Union Kurdistans, 60 kurdische Fischer seien von irakischen Militärhubschraubern beschossen und getötet worden. Der Vorfall habe sich in Nordwestirak ereignet. Die irakische Regierung wies diesen Bericht als „Lüge und Verleumdung“ zurück. Eine weitere Menschenrechtsgruppe in Damaskus hatte am Samstag berichtet, 23 Kurden seien bei einer Operation gegen die Regierung getötet worden. Politische Beobachter führen die Häufung derartiger Meldungen am Wochenende auf einen Besuch des französischen Verteidigungsministers Chevenement in Bagdad zurück, bei dem es auch um neue Waffenlieferungen für das Regime Saddam Husseins geht.

b.s.