ZDF auf DDR-Kurs

Wahlsendungen für die Brüder und Schwestern im Osten Ratschläge für den Weg in die soziale Marktwirtschaft  ■  Aus Bonn Ferdos Forudastan

Die Titel sind Programm: Richtung Deutschland und Die DDR auf dem Weg - so hat das Zweite Deutsche Fernsehen vier zusätzliche Sendereihen und fünf große Diskussionsabende getauft, die anläßlich der bevorstehenden DDR-Wahlen ab kommenden Sonntag regelmäßig ausgestrahlt werden. „Das Publikum in beiden deutschen Staaten über die aktuellen deutschlandpolitischen Entwicklungen informieren“ und „Den Dialog zwischen den Deutschen in Ost und West fördern“, so umschrieb ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser gestern in Bonn diesen Eingriff in den DDR-Wahlkampf.

In Die DDR vor der Wahl soll jeden Sonntag eine halbe Stunde lang über Parteien und Gruppierungen informiert werden - sprich eine Art Wahlspots gratis. Nach der Volkskammerwahl am 18. März wird mit Die DDR auf dem Weg bis zu den Kommunalwahlen am 6. Mai weitergemacht. In fünf Diskussionssendungen Richtung Deutschland dürfen DDR -Bürger Fragen an Wirtschaftsführer, Politiker und Fachleute richten, damit sie, so der ZDF-Chefredakteur, „Anregungen für die Gestaltung ihrer Zukunft erhalten“. Heute aus der DDR kommt täglich nach den 17-Uhr-Nachrichten mit Meldungen rüber.

In den Leipziger Gesprächen sollen DDR-Bürgern von bundesdeutschen Wirtschaftlern über soziale Markwirtschaft und staatsbürgerliche Verantwortung aufgeklärt werden. In einer Reihe von Einzelsendungen, Reportagen und Dokumentationen werden laut Klaus Bresser außerdem „Anstrengungen geleistet, um sinnvolle Orientierungen für die Deutschen aus der DDR zu bieten“. Sie wollten keine Ratschläge erteilen, keine Propaganda betreiben, beteuerten Bresser und der Ressortleiter Innenpolitik des ZDF, Siegloch, gestern vor der Presse.

Ein anderer Verantwortlicher für die DDR-Berichterstattung hielt ungewollt dagegen: Man hoffe, daß es auch Zuschauer aus der Bundesrepublik gebe.