Die Nackte in der U-Bahn

■ Die Stadtwerke in München verbieten den Aushang eines Filmplakates wegen sexistischer Werbung

München (taz) - In letzter Zeit häufen sich die Auseinandersetzungen um sexistische Werbung. War es vor kurzem der Gerichtsstreit um die Werbung eines Passauer Buchhändlers, der versuchte, seine Bücher mit dem aufreizenden Foto einer Spaghettinudel auf dem Busen eines tiefdekolletierten Starlets zu verkaufen, so ist es diesmal die Nackte auf einem Filmplakat, um die gestritten wird. Die Münchner Stadtwerke weigern sich, das Plakat zum Film Das schreckliche Mädchen von Michael Verhoeven in den U -Bahnhöfen aufzuhängen. Grund: sexistische Tendenz und Bedenken hinsichtlich der Sittlichkeit. Gezeigt wird ein goldbronziertes nacktes Mädchen in der Pose der NS -Freikörperkultur.

Der preisgekrönte Film, der am 14. Februar als Beitrag der Bundesrepublik auf der Berlinale läuft, hat als Vorlage die Geschichte einer jungen Frau aus dem niederbayerischen Passau. Dort hatte die Geschwister-Scholl-Preisträgerin Anja Rosmus-Wenninger über die NS-Vergangenheit der Domstadt und den „alltäglichen Faschismus“ geforscht. Bundesweit machte die Passauerin Schlagzeilen, als aufgrund ihrer Recherchen sogar das Archivgesetz geändert werden sollte.

„Das Mädchen auf dem Plakat hat rein gar nichts mit dem Inhalt des Films zu tun“, erklärte die Münchner Frauenbeauftragte Friedel Schreyögg und verteidigte das Verbot der Stadtwerke. In ihren Augen ist ein Bezug zum Inhalt „an den Schamhaaren herbeigezogen“. Als „kleinkarierte Provinzposse“ geißelte dagegen Karl Stanke sein Büro macht die Öffentlichkeitsarbeit für den Film - die Weigerung. Inzwischen hat der Film durch den Streit aber soviel Publicity bekommen, daß sich der Verlag das Aufhängen der Plakate in den U-Bahn-Geschossen locker sparen kann. Gefordert ist jetzt der Münchner Stadtrat. Er soll zu Plakat und Verbot Stellung nehmen.

lui