Punk in der Provinzmetropole

■ Newtips im Naturfreundehaus: Candylicker und Tristan Tzara

Es ist schon längst eine bekannte Tatsache: Bremens Musikszene und umzu gebiert immer neue Bands und öffnet die lange verschlossenen Übungs-Katakomben. Kaum ein Wochenende, an dem nicht 1 bis 7 unbekannte Gruppen ins Licht der Öffentlichkeit tauchen. Möglich machen dies eine kleine Schar von Kleinveranstaltern, die sich oft ohne kommerzielle Interessen um das Fortkommen der musikalischen Provinz bemühen.

Die Reihe Newtips der Naturfreunde-Jugend ist eine dieser Gelegenheiten, junge und weitgehend unbekannte Formationen kennenzulernen. Mit Candylicker aus Oldenburg und Tristan Tzara aus der Hansestadt stellten sich

zwei harsche Bands vor, die das Attribut „kompromißlos“ auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Düster und hart gab sich das Bremer Quartett, ständig vorangetrieben vom flexiblen Drummer und dem präsenten Baßmann. Zu Beginn etwas sphärisch mit Sprechrezitationen ihres Sängers'schwenkten sie bald in die Richtung 1-2-3-4 ein, und das konnte nur heißen: schneller, ruppiger, lauter. Mit bekannten Punkmustern und computergestützten Klangimpressionen bemühten sie sich nach Leibeskräften und setzten dabei auch ein selbstgebautes Schlagwerkzeugein, das ein wenig an ein Bettgestell erinnerte.. (In vokaler Hinsicht sollte aber noch mal eine

Überprüfung stattfinden. Mehr Volumen wäre wünschenswert.)

Ähnliche Präsenzprobleme attestierten einige BesucherInnen dem Sänger der Candylicker, die gradlinig und ohne Schnörkel in Punkmetaphern zwischen den legendären Ramones und Exploited herumwüteten.

Tanzbar und erfrischend lokker erfreuten sie das Ohr mit rüdem Liedgut und rohen Texten. Allerdings: „More drugs, I need more drugs“, das mag vor zwanzig Jahren noch nach Befreiung, Opposition und Individualismus geklungen haben. Heute haut das augenscheinlich keine mehr aus den Stiefeln. Wie sagte ein Gast: „Scheiße, das ganze Leben is‘ ne Droge“ Cool J.F