Wasser als Waffe

■ Türkei übt massiven Druck auf Syrien aus, Unterstützung für die kurdische Guerilla-Truppe PKK einzustellen

Der Euphrat, der größte Strom Vorderasiens, entspringt im ostanatolischen Hochland, fließt durch Syrien in den Irak und mündet schließlich nach gut 2.700 Kilometern in den Persischen Golf. Die Trockenlegung des biblischen Flusses, der seit Mitte Januar fast einen Monat lang völlig gestaut wird, bringt insbesondere Syrien in arge Nöte: Die Blockade könnte das Land kaum zu einem kritischeren Zeitpunkt treffen: Denn nach dem heißesten Sommer seit einem halben Jahrhundert haben Syriens Wasser- und Energievorräte einen bedenklichen Tiefststand erreicht. Syrien, einst Nahrungsmittelexporteur, wird zu hohen Preisen doppelt soviel Getreide einführen müssen wie im Vorjahr. Und in Syriens Hauptstadt Damaskus fällt immer wieder die Elektrizität aus.

Wie in der Geschichte des Nahen Ostens so oft bewährt sich das Wasser als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Ungeachtet der Nöte seiner Nachbarn ist die Türkei fest entschlossen, den Euphrat für ihre ureigenen Interessen zu zähmen: Wenn GAP verwirklicht ist, wird der Euphrat nur noch ein Drittel seiner bisherigen Wassermengen nach Syrien und in den Irak führen. Und das reicht nicht, um die bisher genutzten landwirtschaftlichen Flächen beider Staaten zu versorgen.

„Wir wollen Syrien nicht den Hahn abdrehen“, so der Tenor aus Ankara. Man könne über eine Lösung verhandeln, vorausgesetzt, Damaskus signalisiere die Bereitschaft zu „wesentlich effektiveren Sicherheitsmaßnahmen an der gemeinsamen Grenze“. Die Türkei wirft Syrien vor, der „Kurdischen Arbeiterpartei“ PKK, die sich dem bewaffneten Kampf gegen das Ankarer Regime verschrieben hat, Unterschlupf zu gewähren. Die PKK, die in der von Syrien besetzten Bekaa-Ebene Trainingslager unterhält, führt seit 1984 einen Guerillakrieg, bei dem bisher etwa 2.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Mit dem Wasser haben nun die Türken eine wichtige Waffe in der Hand, Syrien zum Umdenken zu bewegen.

Hera