Typ 1.500 gut geschmiert

■ Howaldtswerke setzten U-Boote an Indien mit Hilfe von „Provisionen“ ab / Inder gehen jetzt juristisch vor

Kiel (dpa) - Ein Vertrag der Kieler „Howaldtswerke-Deutsche Werft AG“ (HDW) mit dem indischen Verteidigungsministerium über den Bau von vier U-Booten des Typs „Klasse 209, Typ 1.500“ wird zur Zeit in Neu Delhi juristisch intensiv untersucht. Ein „erster Informationsbericht“, Vorform einer Anklageschrift, werde in den nächsten Tagen durch die zentrale indische Strafverfolgungsbehörde vorgelegt werden, meldete am Donnerstag die in der Regel gut informierte südindische Zeitung 'The Hindu‘.

Bei dem 1981 unterzeichneten Vertrag geht es um vier U -Boote, von denen zwei in Kiel gefertigt wurden. Zwei wollten die Inder selbst in den Mazagon-Docks bei Bombay unter Lizenz nachbauen. Das erste Boot wurde im März 1989 fertig, das zweite soll in diesem Jahr die Werft in Bombay verlassen.

Seit 1987 ist die Rede davon, daß bei Vertragsabschluß bis zu 24 Millionen Dollar Schmiergelder als „Provisionen“ an indische Mittelsmänner geflossen sein sollen. Dies ist in Indien illegal. Ähnlich wie beim umstrittenen Kauf schwedischer „Bofors„-Feldhaubitzen verlangt die neue indische Regierung nun die Rückzahlung der „Vermittlungsgebühren“, weil sie die Vertragssumme unzulässig erhöht hätten. Ein Mitarbeiter des Bonner Verteidigungsministeriums hatte nach Angaben der Zeitung die Zahlung einer siebenprozentigen „Provision“ im Februar 1987 eingeräumt.

Ein HDW-Sprecher erklärte auf 'dpa'-Anfrage zu dem Komplex, die Inder hätten in Kiel „keine neuen Aktivitäten“ entwickelt. Zu den ursprünglich geplanten Verhandlungen über den Bau weiterer U-Boote sei es bisher nicht gekommen.