Regenwald-Argumente gekauft

■ Holzeinfuhrhäuser finanzierten Bundesanstalt ein Gutachten, das den angeblichen Widersinn des Tropenholzboykotts beweist / Bundeseigene „Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ im Zwielicht

Berlin (taz) - Die Bonner Regenwald-Politik basiert auf einem von der bundesdeutschen Tropenholzlobby bezahlten Gutachten. Außerdem hat die bundeseigene „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ (GTZ) in Indonesien, dem zweitwichtigsten Regenwaldland, versucht, mit Bestechung an profitable Projekte zu kommen. Diese herben Vorwürfe an die Adresse der Bundesregierung sind in einem Anfang Februar in der Reihe „rororo-aktuell“ erschienenen Buch Raubmord am Regenwald enthalten.

Die Autoren, Werner Paczian und Reinhard Behrend, belegen anhand interner Protokolle, daß sich Funktionäre des „Vereins Deutscher Holzeinfuhrhäuser“ (VDH) und Vertreter der „Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft“ (BFH) seit 1987 mehrfach zu vertraulichen Meetings trafen. Die BFH untersteht direkt dem Bonner Kiechle-Ministerium. Ziel der Zusammenkünfte sei es gewesen, eine Strategie gegen die Aufrufe zum Tropenholz-Boykott zu entwickeln.

Die BFH habe sich bereiterklärt, ein entsprechendes Gutachten vorzulegen, sofern es von der Wirtschaft finanziert werde. Ein in dem Buch zitiertes internes Papier belegt, daß die Kungelei zwischen Holzimporteuren und Bundesforschungsanstalt verschwiegen werden sollte. Darin wird vereinbart, „daß der VDH nach außen nicht in Erscheinung treten sollte“.

Das später vorgelegte BFH-Gutachten wendet sich denn auch strikt gegen den von Regenwaldschützern in der Bundesrepublik propagierten Verzicht auf Tropenholz. Hintergrund für die willfährige Propagandahilfe: Die BFH erhält regelmäßig Forschungsaufträge aus der Holzindustrie. Aufbauend auf dem von scheinbar neutralen Wissenschaftlern erstellten Werk, hat die Tropenholzlobby inzwischen eine aufwendige PR-Kampagne gestartet.

Anhand einer Gesprächsnotiz, die Reiner Trede von der Hamburger Consultingfirma Atlanta über ein Gespräch mit dem früheren GTZ-Büroleiter in Jakarta (Indonesien), Graf von Hardenberg, angefertigt hat, belegen die Buchautoren den Verdacht, daß die dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstellte Gesellschaft bei sogenannten Drittgeschäften vor Bestechungen nicht zurückschreckt. Drittgeschäfte sind Projekte, an denen die GTZ verdienen darf. Der in Hamburg ansässige Verein „Rettet den Regenwald“ hat inzwischen verlangt, aus dem „aufgedeckten Skandal“ unverzüglich die Konsequenzen zu ziehen.

gero