Probleme mit der rechten Einheit

■ Beratungen über konservatives Wahlbündnis vertagt / Kohl sprach mit Vertretern von vier DDR-Parteien

Berlin (ap/taz) - Die Zeit drängt, aber noch liegen Stolpersteine auf dem Weg zum rechtskonservativen Wahlbündnis in der DDR, das Bundeskanzler Helmut Kohl eigentlich am Donnerstag abend in Westberlin aus der Taufe heben wollte. Nun soll am Montag, wiederum in West-Berlin, eine erneute Gesprächsrunde mit den Vertretern der DDR-CDU, der Deutschen Sozialen Union (DSU), des Demokratischen Aufbruchs (DA) und der Deutschen Forumspartei stattfinden. Übers Wochenende beraten die vier Rechtsparteien der DDR in ihren Führungsgremien über das Ergebnis ihrer Beratungen mit Kohl. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

Schon vor dem Treffen mit Kohl hatte es im Demokratischen Aufbruch Meinungsverschiedenheiten über ein Wahlbündnis gegeben.

Während der Vorsitzende Wolfgang Schnur mit der Union verhandeln wollte, hatte sein Vorstandskollege Rainer Eppelmann ein Bündnis mit der DDR-CDU und der DSU für die Volkskammerwahlen am 18. März ausgeschlossen. Ehrhart Neubert, der Stellvertreter Schnurs, sagte nach den Beratungen vom Donnerstag, die Mehrheit der Basis seiner Partei sei nicht damit einverstanden, daß die DSU am Bündnis teilnehme. Die DSU ist die Partnerin der bayerischen CSU.

In München möchte man denn auch lieber getrennt marschieren und vereint schlagen. CSU-Generalsekretär Erwin Huber sprach sich in einem Interview mit dem saarländischen Rundfunk gegen einen Zusammenschluß der DSU mit den anderen konservativen Kräften aus. Seine Partei sei „zwar für eine Zusammenarbeit, aber nicht für einen Zusammenschluß“. Die Politiker der DSU hätten erst kürzlich bestätigt, „daß sie nicht an eine Fusion denken“, sagte Huber. Denkbar sei jedoch ein Abkommen der konservativen Parteien, den Wahlkampf nicht gegeneinander zu führen, sondern sich auf die „sozialistischen Kräfte SED und SPD“ zu konzentrieren.

Anders als auf landesweiter Ebene haben in Thüringen die vier Rechtsparteien bereits ein Aktionsbündnis für die Wahlen geschlossen. Der hessische CDU-Generalsekretär Franz Josef Jung sagte am Freitag in Wiesbaden, der Vorsitzende der thüringischen CDU, Uwe Ehrich, und der des Demokratischen Aufbruchs, Horst Schulz, sowie Vertreter der DSU-Thüringen und der Deutschen Forumspartei hätten sich am Donnerstag abend in Erfurt darauf verständigt, gemeinsame Wahlveranstaltungen abzuhalten und gemeinsam zu plakatieren.

Jung, der an den Verhandlungen in Erfurt teilnahm, sagte in Wiesbaden, er hoffe, daß diese Verständigung in Thüringen in der ganzen DDR ein Signal für die Parteien sei.

b.s.