AngestelltenkammER: GeschäftsführER

■ Kritik an männlicher Personalempfehlung / AK-GeschäftsführerIn-Posten nach wie vor umstritten

Der Vorstand der Bremer Angestelltenkammer hat schon wieder etwas Unliebsames angestellt: Auch über seine letzte Personalentscheidung vom vergangenen Dienstag hat das Grummeln unter den KollegInnen begonnen.

Seit Sommer '89 suchen die sieben DGB-GewerkschafterInnen im Kammervorstand eine GeschäftsführerIn. Erst fanden die sieben einen Mann, den Postgewerkschafter Harald Schütz. Doch dann verzichtete dieser Kandidat. Denn Schütz war die öffentlichen Debatten leid, die dadurch ausgelöst wurden, daß sich der Vorstand weigerte, die Stelle öffentlich auszuschreiben und den Personalrat an der Entscheidung zu beteiligen. Daraufhin wurde der lukrative und einflußreiche Posten „Geschäftsführer/in der Angestelltenkammer“, wie vom Personalrat gefordert, ausgeschrieben - mit dem Zusatz „bei gleicher Qualifikation“ werden Frauen bevorzugt.

Über dreißig Bewerbungen trafen aus dem ganzen Bundesgebiet ein. Fünf KandidatInnen,

zwei männlich, drei weiblich, kamen in die engere Auswahl. Nachdem zwei Bremer Bewerberinnen aussortiert wurden, blieben noch dreie übrig, darunter eine Frau: Wiebke Buchholz-Will. Sie ist Referentin für Frauen-und Familienpolitik beim DGB-Bundesvorstand in Düsseldorf. Die gelernte Reisebürokauffrau kommt aus Bremen, arbeitete als Betriebsrätin bei Eduscho. Bei der Gewerkschaft Textil und Bekleidung war sie zuständig für „Organisation, Betriebswirtschaft, Unternehmensrecht und Mitbestimmung.“

Der Vorstand, mit sechs Männern und einer Frau besetzt, entschied sich - für einen Mann, und zwar für den Auswärtigen, für Eberhard Fehrmann, der sich über die IG -Metall hinaus einen Namen auf dem Feld der „neuen Angestelltenpolitik“ gemacht hat. Der Personalrat der Angestelltenkammer hatte ebenfalls auf den Kandidaten Fehrmann gesetzt. Ein Kollege: „Aus der Angst heraus, daß sonst Heiner Heseler kommt, haben wir gesagt, jeder andere ist uns recht.“

Doch jetzt „dämmert's einigen Kollegen, daß man einen schweren Fehler gemacht hat“ und den Ansprüchen in Sachen Frauenpolitik nicht gerecht geworden ist.

Sauer ist die Vorsitzende des DGB-Kreisfrauenausschusses, Monique Trödel: „Ich habe von mehreren Mitgliedern des Kreisvorstands gehört, daß Siegfried Schmidt (Bremer DGB -Vorsitzender) am Montag gesagt hat, die drei Bewerber hätten die 'gleiche Qualifikation‘. - Deshalb bin ich maßlos erstaunt über die Information, daß trotzdem nicht die Frau genommen worden ist.“

DGB-Vorsitzender Siegfried Schmidt will das Wort von der „gleichen Qualifikation“ nicht in den Mund genommen haben: „Ich habe gesagt: 'Fünf sind in der engeren Wahl, deren Qualifikation sehr nahe beieinander liegt.'“ Der DGB -Vorsitzende Siegfried Schmidt hat im Angestelltenkammer -Vorstand mitabgestimmt, für nähere Informationen verweist er an den Präsidenten der Kammer, Bernhard Baumeister. Dieser möchte jedoch zunächst

mit seinen Gewerkschaftskol legInnen in einer Klausur am 23. - 24. Februar die Personal

Empfehlung des Vorstands bereden, bevor er der Presse gegenüber Stellungnahmen abgibt. Baumeister weiter: „Das war kein einstimmiges Ergebnis.“ (Zwei Vorstandsmitglieder hatten in der geheimen Abstimmung für Wiebke Buchholz-Will votiert.) Über die KandidatInnen sagte Baumeister: „Eberhard Fehrmann hat eine eigenständige Qualifikation, die uns wichtig erschien. Daß bedeutet nicht, daß Frau Buchholz-Will schlechter qualifiziert ist.“

Bei der einzigen Frau im Kammervorstand, Ulrike Buchner, hört sich der KandidatInnen-Vergleich so an: „Beide sind gleich qualifiziert. Die Frau hätte genommen werden müssen.“

Die Personalentscheidung des Kammer-Vorstands hat formell nur den Rang einer Empfehlung, das endgültige Sagen haben die Delegierten in der Vollversammlung der Angestelltenkammer.

Barbara Debus