Beirut ohne Wasser und Strom

■ Schwere Kämpfe im libanesischen „Christenland“ forderten bislang 162 Tote und 540 Verletzte / Maronitenführer ruft verfeindete Soldaten und Milizionäre zur Befehlsverweigerung auf

Beirut (afp) - Die Truppen des christlichen Militärmachthabers General Michel Aoun und die Christenmiliz Forces Libanaises (FL) haben sich am Wochenende weiter heftige Kämpfe um die Kontrolle über das sogenannte Christenland in Libanon geliefert. Dabei setzten sie Waffen allen Kalibers ein. Viele Gebäude der libanesischen Hauptstadt gingen in Flammen auf. Zeitweise war ganz Beirut ohne Wasser- und Stromversorgung. Seit Beginn der Kämpfe am Mittwoch sind zahlreiche Einwohner in den Schulen oder an ihren Arbeitsplätzen blockiert.

Auch am Sonntag morgen wurden Beirut und seine Vororte nach Angaben der Kämpfenden schwer bombardiert. Die militärische Lage schien unentschieden. Die inner-christlichen Gefechte waren ausgebrochen, nachdem Aoun die Milizionäre aufgefordert hatte, die Waffen niederzulegen und sich seinem Befehl zu unterstellen. Bis Sonntag mittag waren mindestens 162 Menschen getötet und etwa 540 verletzt worden.

Parlamentspräsident Hussein Husseini forderte Staatspräsident Elias Hrawi und Regierungschef Salim Hoss am Sonntag auf, die Kämpfe zu beenden. Auch die offizielle syrische Zeitung 'As-Saura‘ verlangte ein Eingreifen der libanesischen Führung. Der geistliche Führer der maronitischen Christen Libanons, Patriarch Nasrallah Sfeir, appellierte an die Soldaten Aouns und die Milizionäre von FL -Chef Samir Geaga am Sonntag, ihren Führern nicht mehr zu gehorchen und die Kämpfe einzustellen. Ein Waffenstillstand am Samstag hielt nur wenige Stunden.

Rund 400 Soldaten der Truppen Aouns sollen sich am Samstag dem Kommando der Armee in West-Beirut unterstellt haben, wurde von seiten der Sicherheitsdienste mitgeteilt. Sie hätten sich General Emile Lahoud angeschlossen, der im November von der Regierung Hoss zu Aouns Nachfolger als Armeechef ernannt worden war. Aouns Büro dementierte kategorisch diese Information. General Aoun erkennt die Regierung Hoss und Staatspräsident Hrawis Autorität nicht an.