IRA: Kein Waffenstillstand

■ Sinn Fein: Keine Konsequenzen aus Streit um IRA-Anschläge / Bemühungen um Nordirlands Protestanten

Dublin (taz) - Sinn Fein, der politische Flügel der Irisch -Republikanischen Armee (IRA), hat am Wochenende auf dem Dubliner Parteitag Forderungen irischer und englischer Politiker nach einem Waffenstillstand zurückgewiesen. Sinn -Fein-Präsident Gerry Adams sagte in seiner Rede am Samstag, es werde keinen IRA-Waffenstillstand als Vorbedingung für Gespräche mit der britischen Regierung geben. London müsse früher oder später ohnehin in Verhandlungen mit Sinn Fein treten, da selbst der britische Nordirland-Minister Peter Brooke Ende vergangenen Jahres eingestanden habe, die IRA sei militärisch nicht zu besiegen.

Die Medien hatten im Vorfeld des Parteitags spekuliert, daß einige Parteimitglieder am Wochenende Kritik an den IRA -Aktionen üben würden, bei denen Zivilisten getötet wurden. Erst vor acht Tagen ist in der nordirischen Stadt Derry ein 16jähriger Jugendlicher durch eine IRA-Bombe ums Leben gekommen. Die Bombe explodierte während eines Gedenkmarsches für 14 Bürgerrechtler, die 1972 von einer britischen Fallschirmjäger-Einheit ermordet worden waren. Der mühsame Aufbau einer breiten linken Front in Derry hat durch den verheerenden IRA-Anschlag einen Rückschlag erlitten. Eine gemeinsame Veranstaltung verschiedener Gruppen mußte abgesagt werden.

Breiten Raum nahm auf dem Parteitag die Frage ein, wie Nordirlands Protestanten davon überzeugt werden können, daß Sinn Fein und IRA nicht für einen katholischen Staat kämpfen. Adams enthüllte, Sinn Fein habe in letzter Zeit eine Reihe von geheimen Diskussionen mit protestantischen Organisationen geführt. Es ist Sinn Fein nicht gelungen, seit Anfang der achtziger Jahre ihre Basis bei Wahlen zu verbreitern. In Nordirland stagniert der Stimmanteil bei ca. elf Prozent, während er in der Republik Irland im letzten Juni gar auf 1,2 Prozent fiel.

Ralf Sotschek