Starrer als die Museumsleute-betr.: "Pompidou statt Kohl?", taz vom 22.1.90

Betr.: „Pompidou statt Kohl?“, taz vom 22.1.90

Meine Münchener Bemerkungen waren, die wohlinformierte taz müßte es wissen, keine Sonntagsrede, sondern kleiner Teil eines öffentlichen Gesprächs mit Wolfgang Harich.

Plädiert habe ich nicht für eine neue Aufgabenstellung, sondern für das Ernstnehmen dessen, was in dem Projekt DHM von Anfang an steckte - greifbar für jeden, der Kulturpolitik ohne parteipolitische Scheuklappen in den Blick nahm. Die alte Leier vom angeblichen „nationalen Museumstraum“ des Bundeskanzlers sollte die taz mal ausklingen lassen - so viele Vorurteile werden in diesen Tagen ausgenüchtert, warum nicht auch dies?

Übrigens irrt Herr Kuppinger auch in seiner Beschreibung des Centre Beaubourg: Es ist ein Museum mit ausgedehnten Forumsaktivitäten, ähnlich eben dem künftigen DHM. Seit der Pompidou-Gründer Hulten in Stockholm der sechziger Jahre das Konzept solcher Vergangenheit und Gegenwart durch Aktivität mobilisierender Museen ausprobiert hat, müssen sich alle Museumsgründungen der Gegenwart an dieser Tradition messen lassen und tun gut daran, nie mehr in Mausoleums-Starre zurückzufallen.

Starrer als die Museumsleute sind offenbar manche polemischen Positionen der Linken: Glaubt Herr Kuppinger im Ernst, daß sich durch Verzicht auf Kulturpolitik das Obdachlosenproblem lösen ließe?

Christoph Stölzl, Berlin