Brady-Plan im Test: Mexiko als Versuchslabor

■ Auslandsverschuldung um 12 Milliarden US-Dollar gesenkt / Vorbild für die Dritte Welt?

Mexiko-Stadt/Berlin (dpa/taz) - Die mexikanische Regierung hat in Mexiko-Stadt mit Vertretern ihrer Gläubigerbanken in einer feierlichen Zeremonie ein Abkommen über die 48,5 Milliarden Dollar, die der mexikanische Staat den privaten Banken mittelfristig schuldet, zur Verringerung der Auslandsschulden des Landes unterschrieben. Durch das Abkommen verringern sich die Gesamtverbindlichkeiten Mexikos um etwa 15 Milliarden Dollar etwa auf 90 Milliarden US -Dollar. Erwartet wird nach Angaben des IWF-Chefs Camdessus, daß die mexikanischen Nettozinszahlungen um 1,1 Milliarden US-Dollar im Jahr zurückgehen. Der Abschluß gilt als weltweit erste Schuldenkürzung dieser Art.

Die privaten Gläubigerbanken hatten bei den Umschuldungsverhandlungen drei Optionen zur Auswahl. Sie konnten (Option 1) entweder ihre Schuldforderungen in Optionen mit einem 35 Prozent niedrigeren Zinssatz als ursprünglich vereinbart oder (Option 2) gegen Schuldscheine mit einem konstanten Zinssatz von 6,25 Prozent umtauschen. Die Option 3 bestand in der Gewährung neuer Kredite, um Mexiko „fresh money“ zuzuführen. Die langwierigen Verhandlungen hatten zum Ergebnis, daß die meisten Banken sich für den Umtausch nach Option 1 und 2 entschieden.

Der festliche Akt hatte zunächst allerdings erst einmal nur symbolischen Charakter. Der eigentliche Vertragsabschluß wird erst am Mittwoch dieser Woche in New York erfolgen, wo der Repräsentant des mexikanischen Finanzministeriums sich mit den Vertretern der 460 Gläubigerbanken trifft und die Unterschriften unter das Vertragswerk gesetzt werden.

In Mexiko-Stadt ging es den Schuldenmanagern zunächst einmal darum, der Weltöffentlichkeit zu zeigen, daß die internationale Schuldenkrise mit geeigneten wirtschaftspolitischen Strategien zu bewältigen ist. Mexiko dürfte dafür als ein besonders geeignetes Feld angesehen werden, hat das Land doch mit seiner plötzlichen Erklärung der Zahlungsunfähigkeit im Sommer 1982 den offenen Ausbruch der internationalen Schuldenkrise eingeleitet. Entsprechend blumig und wortgewaltig fielen die Redebeiträge der Krisenmanager aus.

US-Finanzminister Nicholas Brady, dessen Namen der Schuldenkürzungsplan trägt, meinte beispielsweise in seiner Rede, daß es für Mexiko jetzt einen neuen Aufbruch gebe. Insgesamt 42 Milliarden Dollar an Kapital, die in den kommenden 30 Jahren fällig gewesen wären, würden durch das Abkommen „von den Schultern der Mexikaner“ genommen werden. Dadurch seien die Voraussetzungen für neues Wachstum in Mexiko geschaffen worden. Unter den Tisch ist dabei gefallen, daß der weitaus größte Teil der mexikanischen Außenschulden keineswegs erlassen sondern nur langfristig umgeschuldet wurde, und somit die nächsten Generationen mit der Bedienung der Außenschulden belastet werden.

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